Menschenrechtler: Christen in Türkei Bürger zweiter Klasse
KNA 08.05.2014
Bonn (KNA) Vor dem Deutschlandbesuch des Ehrenoberhaupts der orthodoxen Christen hat die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) eine mangelhafte Religionsfreiheit in der Türkei kritisiert. Christen seien in dem Land am Bosporus "nicht gleichberechtigt", sagte der Religionsexperte der Organisation, Walter Flick, am Donnerstag in einem Interview der Deutschen Welle. Er äußerte sich aus Anlass des bevorstehenden Pastoralbesuchs des Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomaios I., in Deutschland. Der Patriarch besucht die Bundesrepublik vom 10. bis 19. Mai. Der türkische Staat gewähre den Christen "nicht die vollen Rechte", so Flick, "vor allem in Sachen Religionsfreiheit". Sie seien "Staatsbürger zweiter Klasse". Davon besonders betroffen seien die griechisch-orthodoxen Christen, die Bartholomaios I. unterstehen. Sie warteten seit Jahrzehnten vergeblich auf die Rückgabe ihrer vom Staat konfiszierten Immobilien: "Das trifft den Nerv dieser Kirche", die auf die Einnahmen angewiesen sei. Der Menschenrechtsexperte forderte auch die Wiedereröffnung des Priesterseminars von Chalki, das 1971 von den türkischen Behörden zwangsweise geschlossen wurde. Anlässlich des panorthodoxen Konzils, das 2016 in Istanbul stattfinden soll, wäre es eine Geste des türkischen Staates, den Kirchen in der Türkei Rechtspersönlichkeit zuzugestehen, was sie wirtschaftlich handlungsfähig machen würde, so Flick.
(KNA - okpks-89-00045)
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