Flüchtlings-Pfarrer für getrennte Unterbringung nach Religionen
KNA 14.08.2014
Berlin (KNA) Den Forderungen einer getrennten Unterbringung von Flüchtlingen nach Religionszugehörigkeit hat sich der katholische Seelsorger für die Irak-Flüchtlinge in Berlin, Pfarrer Harry Karcz, angeschlossen. Religiös motivierte Konflikte "kommen seit Jahren immer wieder vor, dringen jedoch kaum an die Öffentlichkeit", sagte Karcz am Donnerstag in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
"Es ist ein großes Problem, dass staatliche Stellen und Heimbetreuer dieses Konfliktpotenzial unterschätzen mit der Begründung, die Flüchtlinge müssten sich an den Umgang mit Religion in Europa anpassen", kritisierte der Seelsorger. "Für die Flüchtlinge ist ihre Religion jedoch oft von großer Bedeutung und der Grund ihrer Flucht". Deshalb plädierte Karcz dafür, "Flüchtlinge soweit möglich nach Religionen getrennt unterzubringen". Dafür hatten sich bereits der Integrationsbeauftragte der bayerischen Landesregierung, Martin Neumeyer (CSU), und die frühere Berliner Ausländerbeauftragte Barbara John (CDU) ausgesprochen.
Anlass war unter anderem eine offenbar auch religiös motivierte Massenschlägerei zwischen christlichen Syrern und muslimischen Tschetschenen in der vergangenen Woche in der Flüchtlingsunterkunft von Berlin-Marienfelde. In einem Interview der Berliner "tageszeitung" (Donnerstag) sagte Abteilungsleiterin Claudia Schütz vom Berliner Landesamt für Gesundheit und Soziales, das Amt habe darauf hin dort den Wachschutz erhöht und Gespräche mit der Heimleitung begonnen. Nun werde geprüft, ob mehr Sozialarbeiter erforderlich seien.
Schütz erklärte, ihr Amt versuche, Wünschen von Flüchtlingen nach bestimmten Unterkünften zu entsprechen. Dies sei wegen der Überbelegung der Heime derzeit jedoch kaum möglich. Zugleich betonte sie, die Sozialbetreuer hätten mit Blick auf Konflikte unter Flüchtlingen "ein großes Gespür und eine große Empathie". Besonders in den Erstaufnahmeeinrichtungen gebe es "ein großes Bewusstsein dafür, aus welchen Krisenregionen die Menschen kommen".
(KNA - okslo-89-00061)
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