Islamischer Theologe Khorchide denkt nicht an Rückzug
KNA 17.01.2014
Wien/Münster (KNA) Der umstrittene Leiter des Zentrums für Islamische Theologie (ZIT) in Münster, Mouhanad Khorchide, denkt nicht an einen Rückzug. "Ich habe Rückendeckung von der Politik, der Universität, meinen Studierenden und der muslimischen Basis", sagte er laut der Presseagentur Kathpress am Donnerstagabend bei einem Podiumsgespräch an der Diplomatischen Akademie in Wien. Die muslimischen Verbände in Deutschland hatten im Dezember ein Gutachten zur Theologie Khorchides vorgelegt und die Zusammenarbeit mit ihm aufgekündigt.
Khorchide, der 2008 in Wien zum Thema "Der islamische Religionsunterricht zwischen Integration und Parallelgesellschaft" promovierte, will sich nach eigenem Bekunden aus der öffentlichen Debatte um seine Person weitgehend heraushalten. "Solange ich die Rückendeckung der Universität und meiner Studierenden habe, sehe ich keine Veranlassung dazu, mich von meiner Lehrtätigkeit zurückzuziehen", so der Religionspädagoge.
Der Konflikt um seine Person sei in erster Linie politisch motiviert, so Khorchide weiter. Es gehe um die Deutungshoheit des Koran. Es sei Aufgabe der Theologie, mit kritischer Distanz über die Religion zu diskutieren. Dies wolle aber "eine Minderheit" nicht akzeptieren: "Sie wollen festlegen, was Islam ist und was nicht, um die bestehenden Machtverhältnisse weiterhin aufrechtzuerhalten."
Khorchide war 2010 noch mit Zustimmung der muslimischen Verbände zum ZIT-Leiter berufen worden. Mit seinen Büchern "Gott ist Barmherzigkeit" und "Der missverstandene Gott" löste er aber massiven Widerspruch bei ihnen aus. Den Grund dafür machte Khorchide in der Angst vor einer Europäisierung des Islam aus. "Manche denken, ich wäre ein Agent des Westens", der die Lehren des Islam verwässere. Genau das Gegenteil sei aber sein Anliegen. Er trete dafür ein, dass es auch für strenggläubige Muslime kein Problem mehr ist, ihren Glauben mit den europäischen Lebenswelten zu vereinbaren.
(KNA - okllr-89-00122)
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