Kermani: Religiöse Minderheiten haben im Irak keine Chance mehr
KNA 10.09.2014
Berlin (KNA) Der Schriftsteller Navid Kermani glaubt nicht daran, dass das Christentum als prägende Kultur und Religion im Irak noch eine Zukunft hat. Das Misstrauen zwischen den Konfessionen sei gewaltig, so der habilitierte Orientalist am Mittwoch im Deutschlandradio Kultur. Einen Irak mit seiner religiösen Vielfalt werde es nicht mehr geben, so Kermani, der derzeit im Irak ist.
Stattdessen werde es zu einer starken Regionalisierung kommen, vermutet der Schriftsteller. "Die Sunniten werden sich im Nordwesten konzentrieren, Bagdad wird immer schiitischer werden, und der Süden ist ohnehin schiitisch", so die Einschätzung Kermanis. "Wer raus fällt, sind die ganzen Minderheiten, allen voran die Christen und die Jesiden."
Die Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS) wird seiner Einschätzung nach im Irak als westliche Kraft wahrgenommen, weil sie von Saudi Arabien unterstützt worden sei, das im Nahen Osten wiederum als engster Bündnispartner des Westens gelte. Gleichzeitig begrüße die Mehrheit der Bevölkerung die US-amerikanischen Luftschläge gegen die Terrororganisation. Es werde registriert, dass es ohne diese Luftschläge wahrscheinlich zu einem Vormarsch der IS in den Norden gekommen wäre.
(KNA - oktlk-89-00008)
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