Studie: Muslimische Jugendverbände unter Rechtfertigungsdruck
KNA 24.09.2014
Stuttgart (KNA) In Deutschland entstehen immer mehr muslimische Jugendgruppen und Jugendverbände. Nach einer am Mittwoch vorgestellten Studie der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart stehen sie aber unter ständigem Rechtfertigungsdruck und haben mehr Probleme als nicht-islamische Organisationen. Beispielsweise sehen sich die Muslime Extremismus-Vorwürfen ausgesetzt - auch wenn sie nur schulische Nachhilfe anbieten wollen.
Die Studie "Junge Muslime als Partner" analysiert erstmals den Stand der Jugendarbeit in neun Verbänden in Deutschland. Als Schwachstelle nennen die Autoren, dass die Jugendarbeit ausschließlich ehrenamtlich organisiert sei. Zum Aufbau professioneller Strukturen seien feste Stellen notwendig. Dazu fehle es an Geld.
Bereits vorhandene Förderstrukturen werden laut Untersuchung der Vielfalt muslimischer Organisationen nicht gerecht. Einzelne Verbände würden bevorzugt: Während es beispielsweise alevitische Jugendverbände vergleichsweise einfach hätten, gebe es für Jugendliche Probleme, die der von staatlichen Stellen beobachteten islamischen Bewegung Milli Görüs naheständen. Zudem fehle es an einer "Anerkennungskultur" für das Ehrenamt in diesem Bereich.
Die Gründung eines Bundes der Muslimischen Jugend (BDMJ) am Anfang des Jahres durch den DITIB-Jugendverband werten die Autoren der Studie als "Schritt einer wachsenden Deutschlandorientierung". Inhaltliche Schwerpunkte der Jugendarbeit sind neben religiösen Themen die berufliche Orientierung und gesellschaftliche Fragen wie etwa Umweltschutz. Die Studie beschreibt zudem Tendenzen, dass sich Jugendliche von Verbänden und Moscheegemeinden emanzipieren wollten.
Wie hoch den Anteil der Jugendlichen ist, die von den verschiedenen Verbänden vertreten werden, vermochten die Autoren der Studie nicht zu sagen. Die Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart gilt als Vorreiter sowohl im christlich-muslimischen Dialog als auch bei der Frage, welche Folgen der Zuzug von Muslimen für die Gesellschaft der Bundesrepublik hat. Die Herausgabe der Studie wurde von der Bosch-Stiftung gefördert.
(KNA - oktmo-89-00032)
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