Kirche verurteilt Entführungen durch Boko Haram in Nigeria
KNA 08.05.2014
Vatikanstadt (KNA) Der Vatikan hat die Massenentführungen durch die islamistische Terrorgruppe Boko Haram in Nigeria als schreckliches Gewaltverbrechen verurteilt. Die Täter zeigten nicht einmal Respekt vor dem Leben und der Menschwürde der Schwächsten und Unschuldigsten, sagte Vatikansprecher Federico Lombardi am Donnerstag. Er reagierte damit auf die Entführung von rund 200 jugendlichen Schülerinnen. Der Vatikan schließe sich den Forderungen nach einer sofortigen Freilassung der Mädchen an, so Lombardi. Das katholische Hilfswerk missio Aachen rief indes die Bundesregierung dazu auf, sich in die Bemühungen um die Freilassung der entführten Schülerinnen einzuschalten. Die Partnerorganisationen in dem westafrikanischen Land hätten "eindringlich" geschildert, dass die verantwortlichen nigerianischen Politiker mit dem Problem überfordert seien, erklärte missio-Präsident Klaus Krämer in Aachen. Boko-Haram-Chef Abubakar Shekau, der mit seiner Gruppe einen islamischen Gottesstaat errichten will, hatte in einer Videobotschaft angedroht, die Opfer als Bräute zu verkaufen und zu versklaven. Mädchen sollten keine Schulen besuchen, auf denen sie mit westlicher Bildung in Berührung kämen, sondern sich verheiraten. Die rund 200 Schülerinnen aus der Ortschaft Chibok im Nordwesten Nigerias befinden sich seit Mitte April in den Händen von Boko Haram. Sie wurden aus einer staatlichen Sekundarschule entführt, das Gebäude anschließend verwüstet. Dieses Vorgehen dürfe "von der Regierung Nigerias und der internationalen Staatengemeinschaft nicht hingenommen werden", sagte missio-Präsident Krämer. Dabei sei auch deutsches Engagement gefragt. Die Bundesregierung habe in ihrem Afrika-Konzept festgehalten, dass sie gemeinsam mit den afrikanischen Staaten, den Vereinten Nationen, der EU, internationalen Wirtschaftsorganisationen und der NATO die afrikanischen Fähigkeiten zur regionalen Konfliktprävention- und Bewältigung stärken wolle. Jetzt müsse die Bundesregierung dieses Vorhaben in die Praxis umsetzen und sich an einer internationalen Initiative zur Konfliktbewältigung beteiligen, die helfe, im Norden Nigerias für Sicherheit zu sorgen.
(KNA - okpks-89-00138)
Nigerianischer Erzbischof: Härter gegen Boko Haram vorgehen
Vatikanstadt/Bonn (KNA) Der nigerianische Erzbischof Ignatius Kaigama fordert von der Regierung seines Landes stärkeren Einsatz gegen die islamistische Terrorgruppe Boko Haram. Seit Jahren verübe sie ihre Gräueltaten wie jüngst das Massaker im Nordosten und die Entführung von Schulmädchen, ohne dass Militär und Sicherheitskräfte sie behinderten, beklagte er am Mittwoch im Gespräch mit Radio Vatikan. "Ihre Führer sprechen über das Internet, aber keiner weiß, wo sie sich befinden. Woher haben sie die Mittel, um ihren Krieg zu führen? Von wem bekommen sie Hilfe? Vielleicht von anderen Ländern?", fragte der Erzbischof von Jos und Vorsitzende der Nigerianischen Bischofskonferenz. Die Zentralregierung müsse schnell und effektiv handeln. Kaigama forderte die Terroristen auf, die rund 200 in letzter Zeit entführten Mädchen freizulassen. Noch am Vortag zwangen sie elf Schülerinnen im Alter zwischen 12 und 15 Jahren in ihre Gewalt. Boko-Haram-Chef Abubakar Shekaku kündigte in einer Videobotschaft an, die Mädchen als Bräute zu verkaufen und zu versklaven. Mädchen sollten keine Schulen besuchen, auf denen sie mit westlicher Bildung in Berührung kämen, sondern sich verheiraten. Unterdessen verurteilten Deutschlands Muslime die Gewalttaten von Boko Haram im Norden Nigerias. "Wir sind fassungslos und verurteilen, was da passiert", sagte Ali Kizilkaya, Vorsitzender des Islamrats für die Bundesrepublik Deutschland, im Interview der Deutschen Welle in Bonn. Kizilkaya bezeichnete diese Taten als "total unmenschlich" und "überhaupt nicht mit dem Islam vereinbar. Was sie tun, ist nicht islamisch und nicht vertretbar." Die Muslime in Deutschland sorgten sich auch, dass "diese Gruppen den Islam in ein Bild bringen, wo der Islam nicht hingehört". Auf die Frage, ob Fortschritt und muslimischer Gottesstaat zusammenpassten, sagte er: "Ich glaube, Islam und Demokratie passen sehr gut zusammen. Die überwiegende Mehrheit der Muslime denkt demokratisch und will demokratisch leben." Unter einem muslimischen Gottesstaat könne er sich nichts vorstellen.
(KNA - okpkr-89-00163)
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