Nach Anschlägen: Bischof in Nigeria für vollen Ausnahmezustand
KNA 28.01.2014
Yola/Aachen (KNA) Nach den neuen tödlichen Anschlägen im Norden Nigerias fordert der katholische Bischof Stephen Dami Mamza einen vollständigen Ausnahmezustand unter militärischer Leitung. "Ohne den Ausnahmezustand wären die Christen in einigen Regionen im Bundesstaat Borno und Teilen des Bundesstaates Andamawa völlig ausgelöscht worden", berichtete der Bischof von Yola dem katholischen Hilfswerk missio (Dienstag). Bislang allerdings hat Staatspräsident Goodluck Jonathan die drei betreffenden Gouverneure der Bundesstaaten Andamawa, Borno und Yobe als politische Spitzen im Amt belassen. "Ich denke, dass der vollständige Ausnahmezustand unter militärischer Leitung im Bundesstaat Borno die beste Lösung wäre", schreibt der Bischof im missio-Blog "Bedrängte Christen". Grund sei, dass die Politiker "mit Menschenleben spielen, um ihre politischen Interessen durchzusetzen. Die Mordanschläge kümmern sie nicht besonders." Vielmehr seien die mit ihren politischen Aktivitäten mit Blick auf die Wahlen 2015 beschäftigt. Seit Sonntag waren durch Anschläge der islamistischen Terrorgruppe Boko Haram mehrere Dutzend Menschen ums Leben gekommen. In der Stadt Chakawa im Bundesstaat Adamawa sollen bis zu 40 Menschen getötet worden sein, die in einer katholischen Kirche den Sonntagsgottesdienst besuchten. Chakawa liegt unweit der Grenze zum Bundesstaat Borno, wo Boko Haram ihr Hauptquartier hat. Bischof Dami Mamza schrieb zu dem Attentat vom Sonntag, die bewaffneten Täter hätten die Gottesdienstbesucher überrascht und die Kirche abgeriegelt. Danach hätten sie zahlreiche Kirchgänger ermordet, auch jene, die durchs Fenster zu fliehen versuchten. Zwischen Sonntag und Montag habe der Pfarrer 31 Katholiken beerdigt. Auch Angehörige anderer Religionen seien in ihren Häusern ermordet worden, so der Bischof, darunter auch Anhänger von traditionellen Religionen. Genaue Zahlen lägen ihm nicht vor. Zu einem weiteren Zwischenfall soll es im Distrikt Kawuri im Bundesstaat Borno gekommen sein. Laut einem Bericht der Tageszeitung "Vanguard" sollen dort mindestens 52 Menschen ums Leben gekommen sein. Die bewaffneten Angreifer zündeten demnach rund 300 Häuser an. Bereits im Oktober hatte es in dem Ort, der rund 60 Kilometer von Maiduguri entfernt liegt, Angriffe gegeben. In den betroffenen Bundesstaaten gilt ein von der Zentralregierung in Abuja verhängter Ausnahmezustand. Dieser soll dem Militär erleichtern, mit groß angelegten Einsätzen gegen die Islamisten zu kämpfen. Nach Einschätzung der Vereinten Nationen sollen allein 2013 mindestens 1.200 Menschen bei Angriffen der Terrorgruppe gestorben sein. Nichtstaatliche Organisationen gehen von noch mehr Opfern aus.
(KNA - oklms-89-00065)
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