Wissenschaftler: Muslimische Sterberituale sind Ärzten oft fremd
KNA 30.01.2014
Frankfurt (KNA) Der Mediziner und Philosoph Ilhan Ilkilic hat die mangelnde Interkulturalität in der
Krankenpflegeausbildung und im Medizinstudium kritisiert. Vielen Ärzten und Pflegern in deutschen
Krankenhäusern seien muslimische Sterberituale völlig fremd, sagte Ilkilic, der Mitglied im Deutschen
Ethikrat ist, der "Frankfurter Rundschau" (Donnerstag).
Patienten aus muslimischen Kulturkreisen böten vor allem Konfliktpotenzial durch sprachliche Barrieren und moralische Unterschiede. "Das muss sich ändern, damit eine optimale und bedarfsgerechte
Versorgung stattfinden kann", so der Medizinprofessor. Vor allem kulturelle Praktiken am Lebensende könnten zu Irritationen führen: ein letzter Besuch vor dem Tod oder die Koranrezitation durch einen Imam.
Aber ebenso wie bei Christen, seien die Sterberituale nicht bei allen Muslimen gleich: "Die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Kulturkreis liefert keine Schablone", so Ilkilic. So wie es "den" deutschen
Patienten nicht gebe, gebe es nicht "den muslimischen".
Ilkilic hat Medizin in Istanbul, sowie Ph ilosophie, Philologie und Islamwissenschaften in Bochum studiert. Er war als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin der Universität Mainz tätig. Seit 2012 lehrt er an der Universität Istanbul Medizin und ist Mitglied
im Deutschen Ethikrat.
(KNA - oklnk-89-00048)
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