Kardinal Kasper: Kampf gegen IS "fast ein Gebot der Nächstenliebe"
KNA 06.10.2014
Vallendar (KNA) Im militärisch-gewaltsamen Kampf gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) sieht der emeritierte deutsche Kurienkardinal Walter Kasper "fast ein Gebot der Nächstenliebe". Das Vorgehen des IS müsse gestoppt werden, auch mit Waffenlieferungen an die Kurden, betonte der Kardinal am Samstag in Vallendar in einer von der dortigen Philosophisch-Theologischen Hochschule der Pallottiner veranstalteten Diskussion mit Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD). Es würde unterlassener Hilfeleistung gleichkommen, den vom IS bedrohten Menschen nicht zu helfen, so Kasper.
Der Kardinal wie auch Steinmeier appellierten an alle islamischen Staaten, sich deutlich vom IS zu distanzieren. Es brauche die feste Versicherung dieser Staaten, dass sich das Vorgehen des IS nicht aus dem Koran rechtfertigen lasse, sagte Steinmeier. Kasper, der den IS eine "Mörderbande" nannte, äußerte die Hoffnung, eine gemeinsame Front der Religionen gegen den IS könne auf längere Sicht zu einem Zusammenrücken der Religionen führen.
Mit Blick auf den Ukraine-Konflikt äußerten sowohl Kasper als auch Steinmeier die Einschätzung, dass von den zerstrittenen Kirchen dort nichts zur Beilegung des Konflikts zu erwarten sei. Kasper sprach von einer "ganz komplizierten kirchlichen Situation". Er verwies zur Begründung unter anderem darauf, dass die Kirchen in der Ukraine an "völkischen Kulturen" orientiert seien.
Steinmeier sprach in Vallendar mit Blick auf den Ukraine-Konflikt und auf den IS von einer "Veränderung der Welt". Es gebe eine völlig neue Situation, in der sich die Außenpolitik neu aufstellen und den Herausforderungen mutig begegnen müsse.
Vor dem Hintergrund des Konflikts in der Ukraine sagte Steinmeier wörtlich: "Unsere europäische Welt ist aus den Fugen geraten." Es werde lange dauern, bis die Abwesenheit von Gewalt wieder zum Normalfall in Europa werde. "Aber da müssen wir hinkommen", so der Außenminister. Kasper machte deutlich, dass er den Westen durch den Konflikt in der Ukraine herausgefordert sieht, sich neu auf seine Wertordnung zu besinnen und in einen neuen "Kulturdialog" mit der häufig als "russische Seele" bezeichneten slawischen Wertordnung zu treten.
(KNA - olkko-89-00014)
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