Franziskus ruft in Amman zu Dialog und Religionsfreiheit auf
KNA 26.052014
Amman (KNA) Papst Franziskus hat zum Auftakt seiner Nahost-Reise zu Versöhnung und Dialog aufgerufen. Eine friedliche Beilegung der Syrien-Krise und eine gerechte Lösung für den israelisch-palästinensischen Konflikt seien "nötiger und dringender denn je", sagte der Papst am Samstag in der jordanischen Hauptstadt Amman.
Zugleich bekundete er Wertschätzung für den Islam: "Ich nehme diese Gelegenheit wahr, um erneut meinen tiefen Respekt und meine Achtung für die muslimische Gemeinschaft kundzutun", sagte er vor Spitzenvertretern des Landes aus Politik, Gesellschaft und Religion im Königspalast. Im gleichen Zug mahnte Franziskus volle Religionsfreiheit für die christliche Minderheit in der Region an. - Am-man ist die erste Station der bis Montag dauernden Reise, die auch Bethlehem und Jerusalem ein-schließt.
In seiner Ansprache würdigte der Papst die Verdienste des jordanischen Königs Abdullah II. um den Dialog zwischen Christen, Muslimen und Juden. Der Monarch nehme eine "Führungsrolle" wahr, wenn es darum gehe, ein "angemessenes Verständnis der vom Islam verkündeten Tugenden und eines friedvollen Zusammenlebens unter den Anhängern der verschiedenen Religionen" zu fördern. Franziskus dankte Jordanien für die Unterstützung "bedeutender Initiativen" zur Förderung des inter-religiösen Dialogs.
Das jordanische Königshaus engagiert sich unter anderem seit mehreren Jahren in einem vatika-nisch-islamischen Dialogforum. Prinz Ghazi bin Muhammad, Islamwissenschaftler und Berater des Königs in Religionsfragen, initiierte im Oktober 2007 einen Offenen Brief von 138 Islamgelehrten an die christlichen Kirchen, mit dem eine neue Phase des interreligiösen Gesprächs begann.
König Abdullah II. rief Franziskus zum gemeinsamen Einsatz für den Frieden in Syrien auf: "Wir müssen helfen, das Blutvergießen in Syrien zu beenden", sagte er. Den Papst nannte er "das Ge-wissen der Welt". Zugleich bekannte sich Abdullah II. "als Nachfahre des Propheten Mohammed" zum Dialog zwischen Christen und Muslimen. Dabei kündigte er für November eine dritte große Ge-sprächsrunde zwischen Angehörigen beider Religionen an.
"Die Völker unserer beiden Religionen, mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung, leben als Nach-barn", sagte er, und an die Adresse von Franziskus: "Seit Ihrer Wahl haben Sie daran erinnert, was es heißt, Brückenbauer zu sein." Auch Jordanien sei ein Brückenbauer. Die arabischen Christen be-zeichnete der König als integraler Bestandteil der Gesellschaft. "Wir hüten dieses Erbe", versprach er. Als Hüter der Heiligen Stätten Jerusalems wolle er dafür sorgen, dass die Stadt "eine sichere Heimstatt für alle Religionen und für alle Generationen" bleibe. Vor seiner Rede vor rund 300 Politikern, Diplomaten und Vertretern der Religionsgemeinschaften war Franziskus von Abdullah II. und Königin Rania empfangen worden. Im päpstlichen Gefolge be-finden sich erstmals auch ein Rabbiner und ein Imam. Beide sind Freunde des Papstes aus Argenti-nien.
Franziskus ging in seiner Rede auch auf die schwierige Lage der christlichen Minderheit im Nahen Osten ein. Religionsfreiheit sei ein "fundamentales Menschenrecht", so der Papst. "Ich wünsche von Herzen, dass es in allen Teilen des Nahen Ostens und der ganzen Welt eine große Anerkennung findet." Religionsfreiheit schließe auch das Recht ein, den Glauben öffentlich zu bekunden und die persönliche Glaubensrichtung zu wählen. Damit spielte er auf die schwierige Situation von Gläubigen an, die vom Islam zum Christentum übergetreten sind.
Der Papst betonte, Christen im Nahen Osten fühlten sich als vollgültige Bürger und wollten gemein-sam mit Muslimen zum Aufbau der Gesellschaft beitragen. Franziskus lobte Jordanien für die Auf-nahme von Flüchtlingen aus dem benachbarten Syrien, aus dem Irak sowie von Palästinensern. Die-ses Engagement müsse von der internationalen Gemeinschaft gewürdigt und unterstützt werden.
(KNA - okpmo-89-00030)
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