Zentralrat der Muslime ruft zu Frieden in Jerusalem auf
KNA 30.12.2014
Von Christoph Schmidt (KNA)
Vatikanstadt (KNA) Zum zweiten Mal in seiner noch kurzen Amtszeit bricht Papst Franziskus Mitte Januar ins ferne Asien auf. Nach seinem Korea-Besuch im Sommer 2014 bereist er vom 12. bis 19. Januar Sri Lanka und die Philippinen. Offenbar will er der katholischen Kirche auf dem schwach christianisierten Kontinent mehr Gewicht geben. In vielen Regionen Asiens ist sie eine wachsende Minderheit. Doch sie steht auch vor großen politischen und kulturellen Herausforderungen.
Bei seinen Pastoralbesuchen trifft Franziskus auf zwei sehr unterschiedliche Ortskirchen. Beide gehen auf die Missionstätigkeit europäischer Kolonialmächte im 16. Jahrhundert zurück. Doch in Sri Lanka sind nur sechs Prozent der rund 20 Millionen Einwohner Katholiken, während die überwiegende Mehrheit der 100 Millionen Philippiner der römischen Kirche angehört. Die ehemals spanische, dann US-amerikanische Kolonie, die 1946 ihre staatliche Unabhängigkeit erlangte, bleibt das mit Abstand katholischste Land Asiens.
In Sri Lanka dominiert hingegen der Buddhismus der singhalesischen Bevölkerungsmehrheit über die zumeist hinduistischen Tamilen. Der mörderische Bürgerkrieg (1983-2009) zwischen beiden Volksgruppen endete mit der völligen Unterwerfung und fortgesetzten Unterdrückung der tamilischen Minderheit. Sri Lanka bleibt ein zerrissenes Land. Die Hoffnung auf einen Impuls der Versöhnung durch den Papstbesuch sind groß. Die Kirche, der sowohl Singhalesen wie Tamilen angehören, trat in dem Konflikt stets als Vermittlerin auf, hat aber nach wie vor mit dem Image einer "Importreligion" aus dem Westen zu kämpfen.
Die geplante Messe mit Franziskus im Marienheiligtum Madhu im tamilischen Norden gilt als politisch heikel, zumal der singhalesische Präsident Mahinda Rajapaksa just nach Ankündigung des Papstbesuchs Neuwahlen ansetzen ließ. Der Termin dafür: nur fünf Tage vor dem Eintreffen der Papstmaschine in Colombo. Nachdem ihn gar Wahlplakate gemeinsam mit Franziskus zeigten, protestierten die Bischöfe des Landes gegen eine Vereinnahmung des Papstes.
Sollte der autoritär regierende Staatschef eine von Gewalt und Manipulationen überschattete Abstimmung gewinnen, steht Franziskus in Sri Lanka eine politische Gratwanderung bevor, soll nicht die päpstliche Botschaft der Versöhnung im Hass der verfeindeten Volksgruppen untergehen.
Danach erwartet Franziskus auf den Philippinen vom 15. bis 19. Januar eher ein Bad in der Menge. An den Gottesdiensten in der Hauptstadt Manila und in Tacloban, wo er den Opfern der Taifun-Katastrophe vom November 2013 Mut spenden will, dürften Millionen Menschen teilnehmen. Doch es gibt auch Anzeichen für eine schleichende Erosion des kirchlichen Einflusses im Zuge der Säkularisierung. Die Philippinische Bischofskonferenz protestierte vergeblich gegen das als zu liberal empfundene Reproduktionsgesetz von Präsident Benigno Aquino. Womöglich wird der Papst bei einem Treffen mit Tausenden Familien im Stadion von Manila auch auf das Thema Empfängnisverhütung eingehen. Mit Sicherheit wird er in beiden Ländern schreiende Armut und ungleiche Güterverteilung anprangern. Denn neben der auf den Philippinen und in Sri Lanka kritischen Menschenrechtslage leiden beide Gesellschaften unter einer hemmungslosen Cliquenwirtschaft, die wenige mächtige Familien begünstigt. Die Philippinen gelten zudem als einer der korruptesten Staaten der Welt. Auch der von Franziskus immer wieder thematisierte Menschenhandel und sexuelle Ausbeutung nicht zuletzt von Kindern grassieren.
Neben den obligatorischen Begegnungen mit den Spitzen von Kirche und Politik stehen auch Treffen mit Führern anderer Religionen auf dem Papstprogramm. Sowohl auf den Philippinen mit ihrem jahrzehntelangen Kampf zwischen islamischen Separatisten und der Armee auf der Teilinsel Mindanao als auch in Sri Lanka, wo der Präsident verstärkt radikale Buddhisten zur Absicherung seiner Macht einsetzt, mahnen Katholiken zu Frieden. Franziskus dürfte das Vertrauen in solche Vermittlung der Kirche stärken. In jedem Fall dürften die Besuche auf starke Aufmerksamkeit in der Region stoßen - zumal die Großmächte Indien und China in beiden Ländern stark engagiert sind.
(KNA - olmmt-89-00077)
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