Erzbischof von Homs: Ärmste Pfarreien helfen Kriegsflüchtlingen
KNA 18.03.2014
Wien (KNA) Die katholischen Pfarreien in der syrischen Krisenregion Homs haben trotz Armut, Zer-störung, Hunger und Versorgungsengpässen viele Flüchtlinge aus den islamistisch beherrschten Teilen des Landes aufgenommen. Das berichtete der melkitische Erzbischof von Homs, Jean-Abdo Arbach, am Montagabend als Gast der Stiftung "Pro Oriente" in Wien.
Der griechisch-katholische Erzbischof war am Freitag von Papst Franziskus empfangen worden. Der Papst ließ sich dabei aus erster Hand über die Lage in Syrien informieren. Franziskus sei sehr besorgt über die Zukunft des Landes und über die Situation der Christen, sagte Arbach anschließend. Er habe den Papst bei dem 15-minütigen Gespräch vor allem über die humanitäre Lage in Syrien und über das Leiden der christlichen Gemeinden informiert. Besonders habe Arbach von der Situation in Hama, der ebenfalls am Fluss Orontes gelegenen Nachbarstadt von Homs, berichtet, wo es "jeden Tag Tote" gebe.
In Wien sagte Arbach, im Augenblick werde in Homs nicht gekämpft. Der größte Teil des Stadtgebietes und des Umlands sei in der Hand der Regierung. Große Teile der Stadt lägen in Schutt und Asche; auch die Kathedrale habe schwere Zerstörungen erlitten. Die Kirche müsse die Menschen mit dem Lebensnotwendigen versorgen und sie seelisch unterstützen, berichtete der Erzbischof. Rund 20.000 Katholiken lebten weiter in Homs. Die alten interreligiösen Kontakte mit Imamen und muslimischen Nachbarn hätten in den meisten Fällen keinen Schaden erlitten. Größte Sorge sei die Schul-bildung; die Schulen seien geschlossen. Die Kirche organisiere improvisierten Ersatzunterricht.
Die Kinder, aber auch alle anderen Bewohner, lebten in ständiger Angst, so Arbach. Jederzeit könnten Autobomben explodieren und Scharfschützen von Dächern auf Menschen zielen. Dies gehöre mittlerweile zum Alltag. Viele Stadtbewohner hätten zwar landwirtschaftliche Anbauflächen außer-halb, doch könnten sie nicht zu ihren Feldern. Überall seien Straßen unterbrochen. Dies sowie die Preisexplosion auf den Märkten führten zu Nahrungsmittelknappheit und einer drohenden Hungers-not. Der Erzbischof hält auf lange Sicht eine Entwicklung wie im libanesischen Bürgerkrieg (1975-1990) für möglich. Eine Lösung sei derzeit nicht in Sicht. Der neue Kalte Krieg der Großmächte infolge des Ukraine-Konflikts mache ein internationales Abkommen noch unwahrscheinlicher als bisher. Arbach war seit 2006 melkitischer Exarch in Argentinien, bevor er 2012 vom Papst als Erzbischof für Homs bestätigt wurde. Der 1952 im syrischen Yabroud geborene Ordensmann der Basilianer wirkte seit 1996 mit einer rund einjährigen Unterbrechung in Argentinien, zunächst als Pfarrer und seit 2006 als Apostolischer Exarch (Bischof).
Die melkitische, mit Rom verbundene Kirche ist mit rund 230.000 Mitgliedern eine der größten christlichen Gemeinschaften in Syrien. Die Erzdiözese Homs zählt rund 30.000 Gläubige. Insgesamt sind rund zehn Prozent der gut 20 Millionen Einwohner Syriens Christen. Seit Beginn der Kämpfe zwischen Aufständischen und dem Regime von Präsident Baschar al-Assad gerieten sie wiederholt zwischen die Fronten. Vertreter der örtlichen Kirchen haben immer wieder zum Frieden aufgerufen und den Westen zugleich davor gewarnt, dem Assad-Regime allein die Schuld an der Eskalation der Gewalt zu geben. Homs hat eine reiche christliche Vergangenheit. Die nördlich von Damaskus gelegene, drittgrößte Stadt Syriens war zu Beginn des Bürgerkriegs eine Hochburg des Protests gegen das Assad-Regime. Aufständische und Armee lieferten sich bis Februar heftige Gefechte.
(KNA - oknls-89-00107)
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