Menschenrechtler enttäuscht von Aung San Suu Kyi
KNA 09.04.2014
Göttingen (KNA) Die birmanische Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi tut nach Ansicht der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) zu wenig gegen die Unterdrückung der Muslime in ihrem Land. "Wir sind tief enttäuscht, dass die selbst so lange verfolgte Oppositionspolitikerin zur systematischen Ausgrenzung und Vertreibung der muslimischen Rohingya-Minderheit schweigt", sagte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Mittwoch in Göttingen.
Suu Kyi müsse sich etwa dafür einsetzen, dass humanitären Helfern freier Zugang zu den Rohingya-Flüchtlingen gewährt wird. "Wenn die Friedensnobelpreisträgerin aus Populismus und mit Blick auf die Wahlchancen ihrer Partei die dramatische Lage der Flüchtlinge unbeachtet lässt, verspielt sie ihren Nimbus als Freiheitsikone."
Suu Kyi wird am Donnerstag in Berlin von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD), Bundespräsident Joachim Gauck und Bundestagspräsident Norbert Lammert zu Gesprächen empfangen. Am Freitag wird sie mit dem Willy-Brandt-Preis ausgezeichnet. Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) wird die Laudatio auf die burmesische Politikerin halten.
Die Lage der rund 130.000 Rohingya-Flüchtlinge habe sich immer weiter verschlechtert, so die GfbV. Die Behörden hätten Helfern unter "fadenscheinigen Vorwürfen" die Arbeit in den Camps verboten. Angesichts der Gewaltausbrüche gegen die Rohingya habe Suu Kyi lediglich beide Seiten zur Mäßigung aufgerufen und zur Rechtsstaatlichkeit gemahnt. Strenggenommen handelten die Behörden aber "rechtsstaatlich", weil sie häufig nur das unter der Militärdiktatur eingeführte Staatsbürgerschaftsgesetz umsetzten, das der Minderheit die staatsbürgerlichen Rechte verweigere.
(KNA - okokt-89-00028)
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