Menschenrechtler: Erste Muslime und Juden fliehen von der Krim
KNA 31.03.2014
Göttingen (KNA) Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat Hinweise auf erste Fluchtbewegungen jüdischer und muslimischer Minderheiten von der Krim. Rund 5.000 Angehörige der muslimischen Krimtataren hätten die von Russland annektierte Halbinsel in den vergangenen Tagen und Wochen bereits verlassen, teilte die Menschenrechtsorganisation am Montag in Göttingen mit. Darunter seien auch Frauen und Kinder. Außerdem sei der oberste reformjüdische Rabbiner der Krim, Mihail Kapustin, geflohen. Grund sei die Furcht vor antijüdischen Ausschreitungen.
"Krimtataren sehen bedrohliche Signale gegen ihre Völkergruppe", sagte GfbV-Referentin Sarah Reinke. Es gebe eine Hetze etwa durch russischsprachige Medien unter anderen gegen den Inhaber eines unabhängigen Fernsehsenders. Auch andere Angehörige der Minderheit würden etwa bei Polizeikontrollen des "Extremismus" bezichtigt. Strafverfahren würden ohne Beweise angestrengt. Zudem hätten nach Angaben der Assoziation der jüdischen Organisationen und Gemeinden der Krim Unbekannte bereits Ende Februar eine reformjüdische Synagoge in Simferopol mit den Worten "Tod den Juden!" und mit Hakenkreuzen beschmiert. Das sei die erste antisemitische Aktivität seit Erlangung der Unabhängigkeit durch die Ukraine 1991 gewesen.
Am Freitag war bekanntgeworden, dass alle fünf griechisch-katholischen Priester die Halbinsel verlassen haben. "Es war ihrer Meinung nach zu gefährlich für sie und für ihre Familien", sagte der Generalsekretär der Bischofssynode der mit Rom verbundenen ukrainischen Kirche, Weihbischof Bogdan Dziurach, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Ein Priester sei von einer sogenannten Selbstverteidigungseinheit der Krim zwölf Stunden lang festgenommen worden. Man habe ihm zu Unrecht vorgeworfen, Unruhen vorbereiten zu wollen. Auch zwei Priester der orthodoxen Kirche des Kiewer Patriarchats sind nach deren Angaben nach dem umstrittenen Russland-Referendum von der Krim geflohen. Elf arbeiteten weiterhin dort.
(KNA - oknnl-89-00106)
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