Türkisches Kloster Mor Gabriel vor neuem Rechtsstreit um Land
KNA 29.09.2014
Midyat (KNA) Das osttürkische Kloster Mor Gabriel steht offenbar vor einem neuen Rechtsstreit. Nach Angaben des zuständigen Erzbischofs Timotheus Samuel Aktas ist im neuen Grundkataster eine bislang vom Kloster für den Weinanbau genutzte Fläche als staatlicher Besitz ausgewiesen. Da dort auch Bäume wüchsen, werde das Landstück von der Behörde nicht mehr als Ackerland bewertet, sagte der Erzbischof von Tur Abdin der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Das Kloster erwäge einen Einspruch.
Der Erzbischof Timotheus äußerte sich anlässlich eines Besuchs einer Delegation der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) und des Siegener Bundestagsabgeordneten Volkmar Klein (CDU). Die Katasteränderung war nach seinen Worten erst am Wochenende bekanntgeworden.
Das seit dem Jahr 394 bestehende syrisch-orthodoxe Kloster Mor Gabriel in der Provinz Mardin in Südostanatolien streitet seit Jahren mit benachbarten Dörfern um Ländereien. Im September 2013 sprach die türkische Regierung dem Kloster zwölf Parzellen zu, die seit 2008 vom türkischen Schatzamt beansprucht worden waren. Derzeit sind nach Angaben des Erzbischofs noch drei Streitfragen anhängig. Dabei gehe es unter anderem um Besitzfragen und um eine angeblich widerrechtlich errichtete Begrenzungsmauer.
Erzbischof Timotheus sagte, entscheidend für die Rückgabe der Ländereien im vergangenen Herbst seien die Einflussnahme von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und des CDU-Fraktionsvorsitzenden Volker Kauder gewesen. In dem Zusammenhang sprach sich der Kirchenführer für einen Beitritt der Türkei zur EU aus. Bedingung sei jedoch, dass "sich die Türkei dann wie ein Land der Europäischen Union verhält". Dazu gehöre die Anerkennung von Menschenrechten und europäischer Werte. "Aber wir wissen genau, die Türken werden das nicht tun", sagte der Erzbischof. "Eher wird die Türkei versuchen, die europäische Kultur in ihrem Sinne zu beeinflussen."
(KNA - oktmt-89-00009)
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