Gauck und Bartholomaios I. sprechen über Lage der Christen
KNA 14.05.2014
Berlin (KNA) Das Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie, Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel, ist am Mittwoch in Berlin von Bundespräsident Joachim Gauck in Schloss Bellevue empfangen worden. Zunächst hatte Bartholomaios am Mittwoch Bundestagspräsident Norbert Lammert zu einem Gespräch getroffen. Am Mittag wurde er im Bundeskanzleramt von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) begrüßt.
Thema des knapp einstündigen Gesprächs mit Gauck war unter anderem die Lage der Christen in der Türkei, wie aus Teilnehmerkreisen verlautete. Außerdem sprachen Gauck und Bartholomaios über das geplante panorthodoxe Konzil 2016 sowie den Besuch Gaucks in der Türkei.
Bartholomaios würdigte die Rolle Deutschlands in der Welt. In seiner Ansprache an Gauck, den er ausdrücklich auch als ehemaligen evangelischen Pastor ansprach, ging er auf die weltweiten Konflikte und Spannungen ein, darunter auch Kriege, die auf religiösen Fanatismus zurückzuführen seien. Er wandte sich gegen "jede Form der Gewalt, des Fanatismus und des Hasses" und unterstützte "jede Bemühung, welche die Versöhnung aller Menschen, nicht nur der Gläubigen, sondern auch der Ungläubigen zum Ziel hat".
Der Bundeskanzlerin dankte Bartholomaios I. für ihre Besuche am Sitz des Ökumenischen Patriarchats in Istanbul, die eine "besondere Unterstützung für dieses und seinen ökumenischen, weltweiten Dienst" bedeutet hätten. Weiter meinte er, die orthodoxe Kirche arbeite "mit allen zeitgenössischen Strömungen zusammen, welche dem Menschen helfen", strebe dabei aber nicht nach Einfluss und Macht oder danach, Anhänger zu gewinnen.
Im Gespräch mit Lammert erklärte der Patriarch, Deutschland sei ein gastfreundliches Land, in welchem rund eine Million orthodoxer Christen lebten. Gegenstand des Gedankenaustauschs war auch die aktuelle Situation der Religionsfreiheit in der Türkei, wie der Bundestag anschließend mitteilte. Die Lage sei besser als in früheren Jahren, dennoch seien nicht alle Probleme gelöst, so Bartholomaios I.
Er beklagte den fehlenden Rechtsstatus des Patriarchats in der Türkei, die andauernde Schließung der Griechisch-Orthodoxen Hochschule in Chalki sowie die illegale Konfiszierung von Kirchengütern durch türkische Behörden. Lammert wertete die Schließung der Hochschule in Chalki als eine "zentrale Behinderung der theologischen Ausbildung und damit der Religionsfreiheit".
Bartholomaios I. hält sich seit Samstag in Deutschland auf. Er wurde zunächst in Stuttgart vom dortigen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne) begrüßt. Am Montag besuchte der Patriarch den Frankfurter Kaiserdom Sankt Bartholomäus, am Dienstag das Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz in Bonn. Am kommenden Montag wird Bartholomaios I. wieder abreisen. Bereits vor 21 Jahren hatte er als erster Ökumenischer Patriarch Deutschland besucht und wurde damals von Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU), Bundespräsident Richard von Weizsäcker und Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth empfangen.
(KNA - okplo-89-00080)
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