Islamische Verbände kritisieren in Gutachten Theologe Khorchide
KNA 04.12.2013
Köln (KNA) Die muslimischen Verbände haben das angekündigte Gutachten über den Leiter des Zentrums für Islamische Theologie in Münster, Mouhanad Khorchide, erstellt. Die noch nicht veröffentlichte Expertise des Koordinationsrates der Muslime (KRM) bestätigt nach Informationen der Deutschlandfunk-Sendung "Tag für Tag" (Dienstag) und des Onlineportals "Qantara.de" die kritische Haltung der Verbände gegenüber dem Theologen.
Das Gutachten umfasst nach den Angaben fast 100 DIN-A4-Seiten und setzt sich in vier Kapiteln mit Khorchides Theologie auseinander. Jeder der vier im KRM vertretenen Verbände haben einen Gutachter benannt, darunter drei Theologen und einen Politologen. Ein zentraler Vorwurf laute, Khorchide fehle eine eindeutige Methodik. Es bestehe der Eindruck, dass er seine Thesen "laienhaft" herleite. Er arbeite "unreflektiert" und "willkürlich". Er übersetze den Koran so frei ins Deutsche, dass er seine eigenen Ansichten in die Übersetzung hineininterpretiere, so das Gutachten.
Im Vorwort des Gutachtens stehe zudem, dass sich Khorchide vor drei Jahren zu einer bekenntnisgebundenen Lehre und Forschung verpflichtet habe und nun diese Zusicherung gebrochen habe. Das Vertrauen in Khorchide sei erheblich erschüttert, eine weitere Kooperation mit ihm äußerst fragwürdig.
Laut Deutschlandfunk und "Qantara.de" hatten KRM-Vertreter und Khorchide am Sonntag in Köln hinter verschlossenen Türen über das Gutachten diskutiert. Der Wissenschaftler sei dort hart rangenommen worden. Unterm Strich sei die Debatte aber sachlich verlaufen. Nun werde das Gutachten noch in einigen Punkten überarbeitet, bevor es öffentlich vorgestellt werde.
Die Verbände sollen über einen Beirat über die Professoren und Lehrinhalte in Münster mitbestimmen können. Universität und Koordinationsrat berufen jeweils vier Vertreter. Da zwei nacheinander vom KRM vorgeschlagene Kandidaten wegen des Vorwurfs mangelnder Verfassungstreue auf Ablehnung gestoßen waren, arbeitet das Gremium noch nicht.
Bei einem Besuch der Universität Münster vorige Woche hatte Bundespräsident Joachim Gauck dazu aufgerufen, die Konflikte um das Zentrum für Islamische Theologie in Ruhe zu lösen. Der Islam kenne nicht "die eine religiöse Autorität". Es sei gut, wenn die Universitäten die pluralistische Tradition des Islam in wissenschaftlicher Freiheit ohne politischen oder fundamentalistischen Druck weiter entwickeln könnten.
(KNA - nlmkn-89-00117)
Auf unserer Hauptseite finden Sie weitere Informationen zu den Themen interreligiöser Dialog und christlich islamischer Dialog.