Welthungerhilfe: Christen in Ost-Syrien von IS bedroht
KNA 21.07.2014
Bonn (KNA) Auch für Christen in östlichen Teilen Syriens wird aus Sicht der Welthungerhilfe die Lage durch die Terrorgruppe "Islamischer Staat" (IS) immer bedrohlicher. IS akzeptiere keine anderen Religionen in ihren Gebieten und weite ihre Macht konsequent aus, sagte der Landeskoordinator für Syrien und Türkei, Ton van Zutphen, am Montag in Bonn. Aus dem Nordirak seien die meisten Christen bereits geflohen, entweder in die Türkei oder in den kurdischen Teil des Iran. "Die IS wird immer stärker."
"Für uns wird es immer schwieriger in Syrien zu arbeiten", sagte van Zutphen. Die Vielzahl der bewaffneten Oppositionsgruppen, die sich zudem meist feindlich gesinnt seien, verkompliziere die Verhandlungen im Land. Immer wieder wechsele die Gruppe, die ein Gebiet besetze, und damit verzögere sich die Hilfe für die Menschen vor Ort. Westliche Mitarbeiter könnten in die meisten Regionen aus Sicherheitsgründen nicht mehr reisen. Die Verteilung von Hilfspaketen müsse daher von syrischen und türkischen Helfern übernommen werden. Vertrauen spiele hier eine große Rolle, so van Zutphen. "Helfen zu wollen ist dabei wichtiger, als absolute Kontrolle."
In der Türkei steige die Zahl der syrischen Flüchtlinge stetig. Mittlerweile seien mehr als eine Million Menschen aus Syrien in das Nachbarland geflohen, so van Zutphen. Sowohl die Sicherheitslage als auch die Versorgung der syrischen Flüchtlinge in der Türkei sei recht gut, vor allem in den 25 großen Flüchtlingslagern. Insgesamt habe die türkische Regierung mehr als zwei Millionen Euro zur Verfügung gestellt.
"Das kann angesichts der steigenden Flüchtlingszahlen aber so nicht weitergehen", sagte van Zutphen. Fast alle Flüchtlinge seien Familien mit Kindern. "Diese Kinder müssen zur Schule gehen, aber die türkischen Schulen sind voll." Daher plane die türkische Regierung den Bau von syrischen Schulen.
Die Welthungerhilfe, die laut eigenen Angaben bislang mehr als 360.000 Menschen in Syrien geholfen hat, rechnet derzeit damit, sowohl in der Türkei als auch in Syrien mindestens für weitere fünf bis sechs Jahre im Einsatz zu sein. "Syrien war vor dem Krieg kein armes Land, im Gegenteil", betonte van Zutphen. Die Infrastruktur sei gut gewesen, die Schulbildung auch. Das habe sich nun alles schlagartig geändert.
(KNA - okrml-89-00026)
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