Nach dem Attentat fühlen sich viele Nigerianer nicht mehr sicher
KNA 26.2014
Von Katrin Gänsler (KNA)
Abuja (KNA) Nach dem jüngsten Terroranschlag in der nigerianischen Hauptstadt Abuja wächst die Wut auf Regierung und Sicherheitskräfte. Viele Menschen in Afrikas Riesenstaat fühlen sich weniger sicher und geschützt als je zuvor.
Mindestens 21 Tote und 17 Verletzte ist Polizeiangaben zufolge die Bilanz des jüngsten Terroranschlags in Nigeria. Am Mittwochnachmittag war ein Sprengsatz vor dem Einkaufszentrum Emab Plaza im Stadtteil Wuse 2 hochgegangen. Dort reiht sich ein Geschäft ans nächste. Banken und Fast-Food-Ketten sind mit Filialen vertreten. Gerade am späten Nachmittag, wenn viele Menschen vor dem Weg von der Arbeit nach Hause noch Einkäufe erledigen wollen, ist die Gegend besonders belebt.
Mit dem Anschlag auf das beigefarbene Gebäude, das viele kleine Läden beherbergt, ist Abuja wieder in den Fokus der Terroristen gerückt. Offiziell bekannt hat sich dazu zwar noch niemand. In Nigeria gilt es aber als wahrscheinlich, dass die Terrorgruppe Boko Haram der Drahtzieher ist.
Allein im April und Mai hatte das islamistische Netzwerk zweimal in Nyanya am Rande Abujas zugeschlagen. In den vergangenen Wochen wurden zudem Hunderte Menschen im Nordosten ermordet. Meist überfiel Boko Haram entlegene Dörfer im Bundesstaat Borno dicht an der Grenze zum Nachbarland Kamerun. Die Region gilt als schlecht geschützt. Polizei und Militär sind - so haben Bewohner und Experten häufig kritisiert - schwach vertreten.
Nach dem jüngsten Attentat in der Hauptstadt fühlen sich aber auch dort viele Menschen nicht sicherer. Noch Stunden nach der Detonation stehen Dutzende nahe dem Anschlagsort und diskutieren lautstark. In ihre Worte mischen sich Trauer und Wut. "Unser Leben ist doch in Gefahr. Wir wissen nicht, wer als nächstes Opfer wird", ruft einer. Auch Idris Abubakar, ein Geschäftsmann aus Kano, der sich in der Hauptstadt niederließ, fühlt seine Befürchtungen bestätigt: "Seit drei Wochen heißt es, das etwas in Abuja passieren kann. Heute haben wir es gesehen." Für ihn ist es ein Rätsel, warum Gegenden wie diese nicht besser gesichert werden können. Immer wieder hatte es Spekulationen über Angriffe gerade hier gegeben.
Vor zwei Wochen waren allerdings drei Märkte im Stadtzentrum geschlossen worden. Die Sicherheitsdienste hatten, so hieß es am Tag darauf, Informationen über mögliche Anschläge erhalten. Idris Abubakar würdigt die Schutzbemühungen: "Die Regierung versucht es ja. Aber es ist nicht leicht, ein Land wie Nigeria zu kontrollieren."
Dennoch sieht er wie viele andere die Schuld aufseiten der Politik: "Uns fehlen gute Führungskräfte", sagt Abubakar und appelliert an die Regierenden: "Tut etwas für unser Land. Unsere Leben sind doch auch wichtig." Die umstehenden Männer nicken. Sani Mohammad stimmt Abubakar zu: "Es ist doch nicht gerecht, dass es für uns keine Sicherheit gibt, aber für den Präsidenten und die Minister", klagt er. Diese würden von bewaffneten Soldaten begleitet. "Aber hier steht doch normalerweise kein einziger Polizist."
Zwar haben Kontrollen und Straßensperren in den vergangenen Monaten zugenommen. Auf viele Einwohner wirken die Maßnahmen jedoch halbherzig und ineffektiv. Wer halbwegs mit der Stadt vertraut ist, kann sie ohne Probleme umfahren. Werden Autos doch angehalten, dann fällt die Überprüfung häufig oberflächlich aus.
Direkt nach dem Anschlag ließ Polizeisprecher Frank Mba per Pressemitteilung verkünden, gerade für sogenannte weiche Ziele - dazu zählen Geschäfte, aber auch Busbahnhöfe - sollten die Sicherheitsmaßnahmen verschärft werden. Sani Mohammad bleibt skeptisch. "Wir müssen erst einmal abwarten, ob sich tatsächlich etwas ändert - oder nicht wieder unschuldige Menschen ihre Leben verlieren."
(KNA - okqmq-89-00008)
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