Islamische Scharia in indonesischem Aceh auch für Nichtmuslime
KNA 22.09.2014
Jakarta (KNA) Die indonesische Provinz Aceh plant die Ausweitung des islamischen Schariarechts auf Nichtmuslime. Nichtmuslime, die gegen ein Schariagesetz verstießen, müssten sich wahlweise vor einem Schariagericht oder einem weltlichen Richter verantworten, berichtete am Montag die Onlineausgabe der indonesischen Tageszeitung Jakarta Globe. Das gehe aus dem Gesetzentwurf zur Reform des Strafrechts in Aceh hervor, das als einzige Provinz Indonesiens die Scharia anwendet.
Die Wahl der Gerichtsbarkeit stehe einem Nichtmuslim aber nicht offen, wenn die Straftat nur gegen islamisches Recht, nicht aber gegen die weltliche Gesetzgebung Indonesiens verstoße. Als ein Beispiel führte der Jakarta Globe Homosexualität an, die in Indonesien nicht, aber nach islamischem Recht sehr wohl strafbar sei. Homosexuellen aller Glaubensrichtungen in Aceh drohen demnach bei einer Verurteilung bis zu 100 Peitschenhiebe sowie die Zahlung von bis zu 100 Kilogramm Gold oder ersatzweise 100 Monate Gefängnis. Das Gesetz soll noch in dieser Woche vom Parlament von Aceh beschlossen werden und in einem Jahr in Kraft treten.
Regierungsvertreter aus Aceh begründeten gegenüber dem Blatt die Ausweitung der Scharia auf Nichtmuslime mit dem Gleichbehandlungsgrundsatz. Ein Sprecher des Aceh-Landesverbands der muslimischen Massenorganisation Nahdlatul Ulama (NU) betonte, die Anwendung des islamischen Strafrechts auf Nichtmuslime sei keine Beschränkung der Religionsfreiheit. Minderheitsreligionen könnten weiterhin ihren Glauben frei ausüben. Laut Jakarta Globe leben mehr als 90.000 Nichtmuslime in Aceh.
(KNA - oktmm-89-00086)
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