Bremen schließt Vertrag mit Alevitischen Gemeinden
KNA 14.10.2014
Bremen (KNA) Der Bremer Senat hat mit der Alevitischen Gemeinde einen Vertrag über Rechte und Pflichten abgeschlossen. Er soll die Freiheit der Religionsausübung von Bürgern alevitischen Glaubens bekräftigen und ihre gleichberechtigte Teilhabe am religiösen, kulturellen, sozialen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben fördern, wie der Senat der Stadt nach der Unterzeichnung am Dienstag mitteilte. Alevitischen Mitbürgern solle es erleichtert werden, "ihre Identität zum Ausdruck zu bringen, zu bewahren und zu entwickeln". Ein ähnliches Abkommen hatte Bremen Anfang 2013 mit den muslimischen Verbänden geschlossen.
Unter anderem sieht der Vertrag vor, dass alevitische Bürger künftig an ihren religiösen Feier- und Gedenktagen Urlaub nehmen können. Kinder dürfen an solchen Tagen der Schule fernbleiben. Damit seien alevitische Feiertage gleichgestellt. Zur Umsetzung dieser Änderung ist den Angaben zufolge noch eine Gesetzesänderung nötig, zu der sich Bremen im Vertrag verpflichtet.
Der Kontrakt regelt außerdem die Vermögensrechte der Alevitischen Gemeinde. Er gewährleistet den Betrieb von Gebets- und Gemeindehäusern sowie die Unterhaltung von Bildungs- und Kultureinrichtungen. Aleviten haben außerdem das Recht, auf öffentlichen Friedhöfen Bestattungen nach ihren religiösen Vorschriften vorzunehmen. Vereinbart werden auch regelmäßige Gespräche zur Intensivierung der Beziehungen zwischen den Vertragsparteien.
Vertragspartner sind die Freie Hansestadt Bremen und die Alevitische Gemeinde in Deutschland, die Alevitische Gemeinde in Bremen und Umgebung, das Alevitische Kulturzentrum und der Alevitische Kulturverein Bremerhaven. "Mit diesem Vertrag erkennen wir an, dass die Bürgerinnen und Bürger alevitischen Glaubens im Lande Bremen zu einem festen Bestandteil unserer Gesellschaft geworden sind", sagte Bremen Bürgermeister Jens Böhrnsen (SPD).
Die Aleviten sind eine Glaubensgemeinschaft, die sich im 13. und 14. Jahrhundert in Anatolien aus dem schiitischen Zweig des Islam entwickelt hat. Ihr Name verweist auf Ali, den Vetter Mohammeds und vierten Kalifen, den sie tief verehren, manche Aleviten sogar als Inkarnation Gottes. Die rituelle Gottesverehrung des Mehrheitsislam lehnen die Aleviten ab.
(KNA - olklo-89-00082)
Stichwort: Aleviten
Bremen (KNA) Die Aleviten sind eine Glaubensgemeinschaft, die sich im 13. und 14. Jahrhundert in Anatolien aus dem schiitischen Zweig des Islam entwickelt hat. Ihr Name verweist auf Ali, den Vetter Mohammeds und vierten Kalifen, den sie tief verehren, manche Aleviten sogar als Inkarnation Gottes. Die rituelle Gottesverehrung des Mehrheitsislam lehnen die Aleviten ab. Vorschriften der Scharia und die fünf Säulen des Islam - etwa die täglichen Pflichtgebete oder das Fasten im Ramadan - halten sie für unwichtig.
Im Mittelpunkt ihrer esoterisch geprägten Lehre, die keinem zentralen Dogma folgt, stehen ethische Aspekte. Das bedeutendste alevitische Ritual sind die Treffen der Gläubigen in sogenannten Cem-Häusern. Dabei wird auch Alkohol getrunken, Männer und Frauen nehmen gemeinsam teil. Die häufige Definition der Aleviten als "liberale Muslime" ist jedoch irreführend. Viele Aleviten sehen sich vielmehr als Anhänger einer eigenen Religion. Strengen Sunniten gelten sie wiederum als Ketzer.
In der Türkei, wo sie nach Schätzungen bis zu 30 Prozent der Bevölkerung stellen und gerade unter Kurden weit verbreitet sind, waren die Aleviten oft schwerer Verfolgung ausgesetzt. Bis heute werden sie vom türkischen Staat diskriminiert. Auch in Deutschland leben mehrere hunderttausend Aleviten, nach Schätzungen bis zu 13 Prozent der muslimischen Bevölkerung.
(KNA - olklo-89-00084)
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