Islamwissenschaftler: Jesiden sehen Waffenlieferungen kritisch

KNA 29.08.2014
München (KNA) Die Jesiden sehen nach den Worten des Bamberger Islamwissenschaftlers Patrick Franke die Waffenlieferungen an die kurdische Autonomieregierung äußerst skeptisch. Das Misstrauen speise sich unter anderem aus dem kampflosen Rückzug der Peschmerga aus der Sindschar-Region, wo viele Jesiden lebten, schreibt der Geschäftsführende Direktor des Zentrums für Interreligiöse Studien der Universität Bamberg in der "Süddeutschen Zeitung" (Freitag). Eine Bewaffnung sei den Jesiden zuvor verweigert worden. Darin sähen sie den "vorläufigen Höhepunkt einer Politik in der Autonomieregion, die auf ihre Marginalisierung und Vernichtung ausgerichtet ist".
Zudem gebe es unter den Kurden viele Sympathien mit der Terrorgruppe "Islamischer Staat" (IS), so der Islamwissenschaftler weiter. 700 junge Männer seien schon übergelaufen, muslimische Geistliche predigten in der Autonomieregion ungehindert gegen die jesidischen "Ungläubigen". Politische Rechte würden ihnen nahezu verwehrt. Es könne daher nicht mehr als selbstverständlich vorausgesetzt werden, dass die Peschmerga den Schutz dieser religiösen Minderheit gewährleisteten.
Franke forderte deshalb, die Waffenlieferungen an die Verpflichtung zum Schutz der religiösen Minderheiten und die Gewährung politischer Rechte zu knüpfen. Eine neutrale Seite müsse dies regelmäßig überprüfen. Zudem sollten entgegen bisheriger Pläne auch die Volksverteidigungseinheiten der kurdischen Partei der Demokratischen Union (PYD), die der PKK nahestehe, Waffen erhalten. Sie hätten den Jesiden den Fluchtweg freigekämpft und auch die christlichen Minderheiten in Nordsyrien unterstützt, erklärt der Wissenschaftler.
(KNA - oksmt-89-00016)

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