Soziologin kritisiert anti-muslimische Haltung in Frankreich
KNA 05.02.2014
Montreal (KNA) Aus Sicht der französisch-kanadischen Soziologin Valerie Amiraux hat das vor zehn Jahren eingeführte Verbot religiöser Symbole an Frankreichs Schulen eine anti-muslimische Haltung im Land verstärkt. Das Gesetz vermittele durch das Gebot, seine Religion nur privat auszuüben, die Idee, dass man nicht guter Bürger und gläubig zugleich sein könne, sagte die Laizismus-Forscherin an der Universität in Montreal im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Das sei "nicht nur unverhältnismäßig, sondern auch irreführend".
Zudem drehe sich die Debatte hauptsächlich um Muslime und andere religiöse Minderheiten, so Amiraux. Selten sei die Rede von Kippas oder christlichen Kreuzen. Insofern sei das Problem nicht allein das Gesetz, sondern auch die öffentliche Debatte. "Selbst wenn wir das Gesetz ändern: Die Diskriminierung und feindliche Haltung gegenüber Muslimen hört damit ja nicht sofort auf", so die Soziologin.
Vor dem Gesetz von 2004 sei Laizismus in Frankreich ein Prinzip gewesen, Politik und öffentliches Leben zu organisieren, sagte Amiraux. Danach jedoch habe man einem Laizismus als "nationalem Wert" ein rechtliches Fundament gegeben: "Seit der Gesetzgebung haben wir in Frankreich mehr und mehr die Annahme, dass sich Religion und Vernunft ausschlössen." Frankreich ist verfassungs-rechtlich eine laizistische Republik; Kirche und Staat werden streng getrennt. Die Trennung wurde 1905 per Gesetz festgehalten. Am 10. Februar 2004 beschloss das französische Parlament zusätzlich ein Verbot religiöser Symbole an Schulen. 2010 wurde das Tragen des muslimischen Ganzkör-perschleiers in öffentlichen Einrichtungen verboten.
(KNA - okmkp-89-00054)
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