Pistorius: Gemeinsam mit Moscheegemeinden gegen radikalen Islam
KNA 03.03.2014
Osnabrück (KNA) Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) sieht in den Moscheegemein-den wichtige Partner im Kampf gegen religiöse Radikalisierung. "Lassen Sie uns diese erfolgreiche Zusammenarbeit fortsetzen, um den Gefahren des Salafismus und auch der Islamfeindlichkeit weiterhin entschieden entgegenzutreten", sagte er am Samstag in Osnabrück. Zur Eröffnung einer Expertentagung über neosalafistische Mobilisierungsaktionen betonte er, erforderlich seien "demokratische Wachsamkeit" und Präventionsmaßnahmen, damit junge Menschen vor extremistischen Ideologien geschützt würden.
Laut Pistorius gibt es zwei Strömungen im Salafismus. Es seien zum einen dschihadistische Salafisten, die zu Gewalt und Terror griffen. Von ihnen distanzierten sich zwar die politischen Salafisten, doch auch sie teilten dieselben demokratiefeindlichen Überzeugungen. "Um es in aller Deutlichkeit zu sagen: Für ein derartiges Verhalten haben wir in unserer demokratischen Gesellschaft keinen Platz", so der Landesinnenminister. Pistorius warnte auch vor Populisten, die den Islam pauschal als gefährlich darstellten. Damit werde ein Spaltpilz in die Gesellschaft getrieben und der Nährboden für religiöse Extremisten vergrößert. "Der Islam und die Muslime sind willkommen, und sie sind sogar zu einem festen Bestandteil unserer Gesellschaft geworden", betonte dagegen Pistorius.
Zuvor hatte der Direktor des Instituts für Islamische Theologie (ITT) an der Universität Osnabrück, Bülent Ucar, zu einer differenzierten Betrachtung des Salafismus aufgerufen. Einerseits solle man das Gewaltphänomen nicht kleinreden, andererseits sei vor Pauschalierungen zu warnen. "Salafisten machen eine Randgruppe unter den Muslimen in Deutschland aus. Nur 0,1 Prozent von ihnen sind Gewaltbefürworter", so Ucar.
Experten warnten auf der vom ITT, der Universität und der Polizeidirektion Osnabrück veranstalteten Tagung vor aktuellen Rekrutierungsversuchen der Salafisten. Derzeit versuchten gewaltbereite Anhänger insbesondere an Schulen und im Internet, junge Menschen für den bewaffneten Kampf etwa in Syrien zu rekrutieren. Die Zahl der gewaltbereiten Anhänger wird laut Angaben deutschlandweit auf etwa 4.500 geschätzt, davon 300 in Niedersachsen.
(KNA - oknkl-89-00016)
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