Pater: Konflikt in Zentralafrika nicht religiös motiviert
KNA 02.06.2014
München (KNA) Der Konflikt in der Zentralafrikanischen Republik hat nach Ansicht eines katholischen Missionars nichts mit den Religionen zu tun. Die Ursachen seien ausschließlich politischer und ökonomischer Natur, sagte Karmelitenpater Aurelio Gazzara, der seit 20 Jahren in dem Land lebt, am Montag dem katholischen Hilfswerk "Kirche in Not" in München. Wäre es um Religion gegangen, hätten niemals so viele Muslime Zuflucht in katholischen Missionsstationen und Pfarreien gesucht. In Zentralafrika tobt seit gut einem Jahr ein blutiger Konflikt zwischen Milizen.
Muslime seien zum Ziel der Anti-Balaka-Milizen geworden, da sie oft etwas wohlhabender als ihre christlichen Nachbarn gewesen seien, erläuterte der Ordensmann. Die muslimische Gemeinschaft wiederum sei fälschlicherweise mit den Seleka-Rebellen gleichgesetzt worden, obwohl nur einige Muslime mit ihnen zusammengearbeitet hätten. Solche Verwirrungen hätten dazu geführt, dass tausende Muslime das Land aus Angst und Gewalt verlassen mussten.
Der Karmeliter zeigte sich über diesen Auszug "zutiefst besorgt". Die Menschen in Zentralafrika müssten wieder lernen, friedlich zusammenzuleben. Um dies zu erreichen, sei die Kirche gefordert. Schon jetzt übernehme sie in Fürsorge für die Bevölkerung oft Aufgaben, für die eigentlich staatliche Autoritäten zuständig seien.
Gazzara ging auf die Schwäche der Behörden ein. So habe die Regierung seit ihrer Unabhängigkeit von Frankreich im Jahr 1960 keine einzige Schule gebaut. Die existierenden Schulen seien ausschließlich durch ausländische Spenden und Initiativen entstanden. Dabei unterstrich der Pater die Bedeutung der EU für die Krisenarbeit in Zentralafrika. Diese könne als Ganzes mehr tun, als einzelne europäische Staaten, deren Arbeit durch die jeweiligen historischen Verbindungen zu dem afrikanischen Land eingeschränkt werden könnten.
(KNA - okqkm-89-00085)
Auf unserer Hauptseite finden Sie weitere Informationen zu den Themen interreligiöser Dialog und christlich islamischer Dialog.