Papst und Bischöfe rufen UNO zum Schutz der Christen im Irak auf
KNA 13.08.2014
Vatikanstadt/Sankt Gallen/Bonn (KNA) Papst Franziskus hat UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zu verstärkten Bemühungen der Vereinten Nationen zum Schutz der Christen und anderer religiöser Minderheiten im Nordirak aufgefordert. Der Rat der europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) appellierte zugleich in einem ungewöhnlichen Schritt an den Weltsicherheitsrat. Die internationale Gemeinschaft müsse "diese Tragödie beenden, und zwar mit allen ihr möglichen legitimen Mitteln".
Der Papst wende sich an den UN-Generalsekretär, um ihm die "Ängste, Leiden und von Herzen kommende Schreie der Verzweiflung von Christen und Angehörigen anderer religiöser Minderheiten des geliebten Irak vorzutragen", heißt es in einem am Mittwoch vom Vatikan veröffentlichten Brief von Franziskus an Ban. Die "humanitäre Tragödie" im Irak müsse beendet werden.
Franziskus forderte, angesichts der tragischen Erfahrungen des 20. Jahrhunderts müsse die "internationale Gemeinschaft alles ihr Mögliche tun, um weitere systematische Gewalt gegen ethnische und religiöse Minderheiten zu verhindern". Dies müsse gemäß den Vorschriften und Mechanismen des Völkerrechts erfolgen.
Der Rat der Europäischen Bischofskonferenzen appellierte in Sankt Gallen an die internationale Gemeinschaft, dringend "Entscheidungen zu treffen, um die "grauenhaften Taten" gegen Christen und andere religiöse Minderheiten im Irak zu beenden. Tausende Menschen würden aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit getötet oder zum Verlassen ihrer Heimat gezwungen. In ihrem Brief an den Weltsicherheitsrat fordern sie "konkrete humanitäre Schritte" und schnelle Hilfe für die Flüchtlinge, die sich in verzweifelter Lage befänden. Das Schreiben ist unterzeichnet vom CCEE-Vorsitzenden, Kardinal Peter Erdö, dem Vorsitzenden der EU-Bischofskommission COMECE, Kardinal Reinhard Marx, sowie den Vorsitzenden von 36 nationalen oder regionalen Bischofskonferenzen in Europa.
Auch das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) äußerte sich bestürzt. "Was sich derzeit im Nordirak abspielt, muss die Weltöffentlichkeit erschüttern. Hier droht ein Genozid, und gegen diese Gefahr müssen wir laut unsere Stimme erheben", sagte der ZdK-Sprecher für nachhaltige Entwicklung und globale Verantwortung, Peter Weiß, am Mittwoch in Bonn. Die Bundesregierung und die internationale Gemeinschaft müssten sich noch stärker als bisher um den Schutz religiöser Minderheiten im Irak und im gesamten Nahen und Mittleren Osten bemühen. Das Recht auf Religionsfreiheit gelte "uneingeschränkt für jeden Menschen".
Der englische Kardinal Vincent Nichols von Westminster forderte Außenminister Philipp Hammond auf, die britischen Hilfsbemühungen für die irakische Bevölkerung zu forcieren. Es brauche zudem dringend diplomatische Initiativen, um in dem Krisenland ein politisches Klima zu schaffen, das der islamistischen Terrorgruppe "Islamischer Staat" (IS) widerstehen und zu deren Niederlage beitragen könne, heißt es in einem am Mittwoch veröffentlichten Brief des Kardinals.
(KNA - oksln-89-00114)
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