Katholischer Theologe Güzelmansur über Demos gegen Israel
KNA 24.07.2014
Islamkenner Güzelmansur fürchtet weiter antijüdische Parolen
Frankfurt (KNA) Der katholische Theologe Timo Güzelmansur befürchtet weiterhin antisemitische Parolen bei Demonstrationen gegen die Politik Israels. "Antijüdisches Gedankengut ist nicht nur unter arabischstämmigen Menschen anzutreffen, sondern ebenso bei türkisch- oder deutschstämmigen Menschen", sagte Güzelmansur am Donnerstag in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Frankfurt.
"Da aber unter den arabischstämmigen Muslimen eine starke Solidarität mit den Palästinensern vorhanden ist, vor allem in diesen Tagen, in denen die Gewalt auf beiden Seiten eskaliert, wird kaum zwischen dem Staat Israel und seiner Politik einerseits und dem jüdischen Glauben andererseits differenziert", so der Experte weiter. "Das ist mit ein Grund, weshalb solche Parolen aktuell häufiger zu hören sind."
Vor dem am Freitag bevorstehenden "al-Quds-Tag" warnen Sicherheitsbehörden in Deutschland vor neuerlicher Hetze und Gewalt gegen Juden und jüdische Einrichtungen. An diesem Tag protestieren streng gläubige Muslime gegen die israelische Präsenz in Jerusalem.
Die Tradition stamme aus dem Iran und sei damit schiitisch-islamischer Natur, betonte Güzelmansur. Nicht jedes islamische oder islamisch geprägte Land kenne daher diesen Tag. Er sei in den vergangenen Jahren allerdings auch in Deutschland begangen worden. Dabei kam es dem Theologen zufolge wiederholt zu antijüdischen Parolen. "Dieser Tag hat klare antisemitische Tendenzen."
Güzelmansur ist Leiter der Christlich-Islamischen Begegnungs- und Dokumentationsstelle (CIBEDO) in Frankfurt. Die Einrichtung ist eine Arbeitsstelle der Deutschen Bischofskonferenz und seit mehr als 30 Jahren im Dialog zwischen Katholiken und Muslimen aktiv.
(KNA - okrmo-89-00124)
"Starke Solidarität mit den Palästinensern"
Katholischer Theologe Güzelmansur über Demos gegen Israel
Von Joachim Heinz (KNA)
Frankfurt (KNA) Seit Tagen beherrschen Diskussionen um Gewalt und antijüdische Parolen bei Pro-testen gegen die Politik Israels die Schlagzeilen. In einigen Fällen waren daran offenbar auch ara-bischstämmige Demonstranten beteiligt. Am Freitag fürchtet die Polizei neue Zwischenfälle. Dann begehen streng gläubige Muslime den "al-Quds-Tag", der gegen die israelische Präsenz in Jerusa-lem mobil machen soll. Im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) nimmt Timo Güzelmansur zu den Hintergründen Stellung. Der katholische Theologe ist Leiter der Christlich-Islamischen Begegnungs- und Dokumentationsstelle (CIBEDO).
KNA: Herr Güzelmansur, am Freitag ist der "al-Quds-Tag" - was bedeutet dieser Tag in der muslimischen Welt?
Güzelmansur: Der "al-Quds-Tag" ist eine Tradition, die aus dem Iran stammt und auch "Jerusalem-Tag" heißt. Im Iran ist dieser Tag ein gesetzlicher Feiertag. Damit kann man eine erste Einschränkung machen, denn nicht in der ganzen muslimischen Welt wird dieser Tag "gefeiert", sondern er ist schiitisch-islamischer Natur.
KNA: Welche Ziele verfolgt der Iran damit?
Güzelmansur: In der Regel wird dieser Tag jedes Jahr dazu genutzt, um mit staatlicher Hilfe in der Islamischen Republik Iran gegen Israel zu demonstrieren. Nicht jedes islamische oder islamisch geprägte Land kennt diesen Feiertag oder Gedenktag. Dieser antiisraelische Demonstrationstag wurde in den letzten Jahren allerdings auch in Deutschland begangen. Es kam dabei wiederholt zu antijüdischen Parolen. Dieser Tag hat klare antisemitische Tendenzen.
KNA: Schon in den vergangenen Tagen waren auf Demonstrationen antijüdische Parolen zu hören. Inwiefern ist ein solches Gedankengut gerade in arabischstämmigen Kreisen verbreitet?
Güzelmansur: Antiisraelisches, aber auch antijüdisches Gedankengut ist nicht nur unter arabisch-stämmigen Menschen anzutreffen, sondern ebenso bei türkisch- oder deutschstämmigen Menschen. Da aber unter den arabischstämmigen Muslimen eine starke Solidarität mit den Palästinensern vorhanden ist, vor allem in diesen Tagen, in denen die Gewalt auf beiden Seiten eskaliert, wird kaum zwischen dem Staat Israel und seiner Politik einerseits und dem jüdischen Glauben andererseits differenziert. Das ist mit ein Grund, weshalb solche Parolen aktuell häufiger zu hören sind.
KNA: Sehen Sie eine Chance, mit jungen Muslimen, die solche Parolen verbreiten, ins Gespräch zu kommen?
Güzelmansur: Bildung und Aufklärung sind die besten Methoden. Aber in dieser ausweglos scheinenden und verfahrenen politischen Situation im Heiligen Land sind die Chancen gering, solche Ju-gendliche zu erreichen. Wenn die Ressentiments jedoch religiös begründet werden, dann bekommen die muslimischen Religions- und Organisationsvertreter eine besondere präventive Rolle.
(KNA - okrmo-89-00107)
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