Gülen empfiehlt Erdogan Koran-Lektüre
KNA 17.03.2014
Istanbul (KNA) Der Chef der islamischen "Hizmet"-Bewegung, Fethullah Gülen, ist nach eigenen Worten enttäuscht von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan als muslimischem Glaubensbruder. Gülen, der von Erdogan beschuldigt wird, ein Komplott gegen seine Regierung angezettelt zu haben, sagte der Zeitung "Zaman" (Montag), Anhänger von Verschwörungstheorien sollten sich mit Hilfe des Koran und dem Beispiel des Propheten Mohammed belehren lassen. Der 72-jährige Gülen zählte lange zu den Unterstützern der islamisch-konservativen Regierung Erdogans, hat sich jedoch mit dem Ministerpräsidenten überworfen. Erdogan macht Gülen unter anderem für Korruptionsvorwürfe gegen seine Regierung verantwortlich, die nach Überzeugung der Regierung fingiert sind.
Der Ministerpräsident hat das Internet und die Justiz unter eine strengere Kontrolle der Regierung gestellt. In seinen Wahlkampfreden vor der Kommunalwahl am 30. März schimpft Erdogan derzeit fast täglich über die "Hizmet"-Bewegung (deutsch "Dienst"), zu der unter anderem auch die Zeitung "Zaman" gehört. Das Gespräch mit Gülen soll in mehreren Teilen über einige Tage hinweg veröffentlicht werden.
Gülen sagte im am Montag veröffentlichten Teil des Interviews, was seine Anhänger derzeit durch-machen müssten, sei "zehn Mal so schlimm" wie der Druck nach den Staatsstreichen der Militärs in den vergangenen Jahrzehnten. Zudem komme der Druck diesmal "von Zivilisten, die wir für Glaubensgenossen gehalten haben". Er tröste sich mit der Tatsache, dass selbst Gott und die Propheten zum Ziel derartiger Angriffe geworden seien. "Jeder handelt, wie es seinem Charakter entspricht", sagte er in Richtung Erdogans: "Menschen, die der Unterdrückung fähig sind, werden auch Unterdrückung ausüben."
(KNA - oknlr-89-00062)
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