Botschaft zum Ende des Ramadan 2014
Vatikan 24.06.2014
Auf dem Weg zu einer echten Brüderlichkeit zwischen Christen und Muslimen
Botschaft zum Ende des Ramadan
‚Id al-Fitr 1435 H / 2014 A.D.
Liebe muslimische Brüder und Schwestern,
es ist uns eine große Freude, Euch anlässlich des `Id al-Fitr zum Ende des Ramadan, einem Monat des Fastens, Betens und der Hilfe für die Armen unsere herzlichen Glückwünsche und besten Wünsche zu senden. Im letzten Jahr, seinem ersten Amtsjahr, hat Papst Franziskus die Botschaft zum `Id al-Fitr persönlich unterzeichnet. Bei einer anderen Gelegenheit nannte er Euch auch „unsere Brüder und Schwestern“ (Angelus, 11. August 2013). Wir alle wissen um die große Bedeutung dieser Worte. Christen und Muslime sind in der Tat Brüder und Schwestern in der einen Menschheitsfamilie, geschaffen von dem Einen Gott.
Erinnern wir uns, was Papst Johannes Paul II. 1982 zu den muslimischen Religionsführern sagte: „Wir alle, Christen und Muslime, leben unter der Sonne des einen barmherzigen Gottes. Wir glauben beide an den einen Gott, der der Schöpfer des Menschen ist. Wir erkennen Gottes Souveränität an und verteidigen die Würde des Menschen als Diener Gottes. Wir beten Gott an und bekennen uns zur vollkommenen Unterwerfung unter ihn. So können wir uns gegenseitig im wahrsten Sinne des Wortes Brüder und Schwestern im Glauben an den einen Gott nennen“ (Kaduna, Nigeria, 14.Februar 1982). Wir danken dem Allmächtigen für das, was wir gemeinsam haben, während wir uns der Unterschiede zwischen uns bewusst bleiben. Wir erkennen, wie wichtig die Förderung eines auf gegenseitiger Achtung und Freundschaft gegründeten fruchtbaren Dialogs ist. Beflügelt durch unsere gemeinsamen Werte und gestärkt durch unsere Gefühle echter Brüderlichkeit, sind wir dazu aufgerufen, gemeinsam für Gerechtigkeit, Frieden und die Achtung der Rechte und Würde eines jeden Menschen einzutreten. Besondere Verantwortung fühlen wir für die Bedürftigsten: die Armen, Kranken, Waisen, Migranten, Opfer von Menschenhandel und Suchtkranken.
Wie wir wissen steht unsere heutige Welt vor großen Herausforderungen, die die Solidarität aller Menschen guten Willens erfordern. Dazu gehören die Gefahren für die Umwelt, die Weltwirtschaftskrise und die hohe Arbeitslosigkeit vor allem unter den jungen Menschen. Sie führen zu einem Gefühl der Verwundbarkeit und zu einem Mangel an Vertrauen in die Zukunft. Nicht zu vergessen die Probleme so vieler Familien, die getrennt wurden und dadurch geliebte Menschen und oft auch kleine Kinder zurücklassen.
Lasst uns daher zusammenarbeiten, um Brücken des Friedens zu bauen und Versöhnung gerade in den Regionen zu fördern, wo Christen wie Muslime den Horror des Krieges erleiden.
Möge uns unsere Freundschaft dazu ermutigen, stets klug und besonnen bei der Bewältigung dieser Herausforderungen zusammenzuarbeiten. Auf diese Weise werden wir dazu beitragen, Spannungen und Konflikte zu mildern und das Gemeinwohl zu fördern. So werden wir auch zeigen, dass Religionen eine Quelle der Harmonie zum Wohle der gesamten Gesellschaft sein können. Lasst uns beten, dass Versöhnung, Gerechtigkeit, Frieden und Entwicklung weiterhin unsere vorrangigsten Anliegen für das Wohlergehen und Wohl der ganzen Menschheitsfamilie bleiben.
Zusammen mit Papst Franziskus senden wir Euch unsere herzlichsten Wünsche für ein frohes Fest und ein gedeihliches Leben in Frieden.
Vatikan, 24. Juni 2014
Gez.: Kardinal Jean-Louis Tauran, Präsident
Pater Miguel Ángel Ayuso Guixot, MCCJ, Sekretär
Im folgenden Anhang finden Sie die Botschaft als pdf-Dokument!
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