Die Zentralafrikanische Republik versinkt im Chaos
KNA 03.12.2013
Von Katrin Gänsler (KNA)
Cotonou (KNA) Die Nachrichten aus der Zentralafrikanischen Republik sind alarmierend. Mittlerweile sollen innerhalb des Landes 400.000 Menschen auf der Flucht sein; 65.000 weitere haben sich bereits in die Nachbarländer gerettet. Deshalb sind sich Hilfsorganisationen einig: Ohne eine Friedenssicherungstruppe der Vereinten Nationen mit robustem Mandat wird das Land mit den rund 4,6 Einwohnern endgültig im Chaos versinken. "Die Zentralafrikanische Republik ist kollabiert; das hat eine humanitäre Krise ausgelöst." Zu diesem durch und durch negativen Ergebnis kommt der Think Tank International Crisis Group (ICG) in seiner jüngsten Untersuchung vom Montagabend. Und er gibt folgende Empfehlung: Einziger Ausweg aus der Krise sei die Stärkung der Truppen der Afrikanischen Union (AU) durch den Weltsicherheitsrat.
Bislang sind bereits 2.500 afrikanische Soldaten im Einsatz. Am Wochenende kündigte die Demokratische Republik Kongo an, weitere 500 Soldaten ins Nachbarland zu entsenden. Damit soll die AU-Truppe in absehbarer Zeit 3.600 Soldaten zählen. Auch die einstige Kolonialmacht Frankreich stockte ihr Kontingent um 200 Kräfte auf, womit nun mehr als 600 französische Soldaten vor Ort sind.
Was trotz Militärpräsenz nicht vernachlässigt werden darf, ist eine Befriedung und Versöhnung innerhalb der Bevölkerung. Die International Crisis Group rät zur Schaffung von Foren für einen interreligiösen Dialog. Notwendig seien diese vor allem in Städten, in denen Christen und Muslime getrennt voneinander leben.
Seit dem Staatsstreich vom 24. März ist das Land, in dem es große Diamantenvorkommen gibt, gespaltener denn je. Damals stürzte die Rebellenarmee "Seleka" den Präsidenten Francois Bozize, der inzwischen im französischen Exil lebt. Der 67-Jährige war stets umstritten, hatte sich selbst vor gut zehn Jahren an die Macht geputscht und ließ sich schließlich 2005 zum Präsidenten wählen. Die Rebellen versprachen mehr Demokratie und Gerechtigkeit für die Zentralafrikanische Republik. Stattdessen plünderten sie und sorgten für Chaos und den kompletten Zusammenbruch der Wirtschaft.
Der gestürzte Bozize ist wie mehr als die Hälfte der Einwohner Christ. Die Rebellen, die sich mittlerweile in verschiedene Fraktionen gespalten haben, sowie deren Anführer und derzeitiger selbst ernannter Präsident Michel Djotodia sind hingegen fast ausschließlich Muslime. Djotodia verkündete zwar kurz nach der Machtübernahme, die Zentralafrikanische Republik sei ein laizistisches Land. Doch Augenzeugenberichten zufolge gab es immer wieder Plünderungen und Angriffe auf christliche Einrichtungen. Gleichzeitig sollen auch die überwiegend christlichen Landwehren, die sich nach der Machtergreifung Djotodias gründeten, gegenüber Muslimen gewalttätig geworden sein.
Trotz der zugespitzten Lage geht der katholische Erzbischof in der Hauptstadt Bangui, Dieudonne Nzapalainga, davon aus, dass auch in Zukunft ein friedliches Miteinander zwischen Christen und Muslimen in der Zentralafrikanischen Republik möglich sein könne. Er verweist auf ein Programm zum Frieden, dass gemeinsam mit dem Imam von Bambari sowie dem Präsidenten der protestantischen Gemeinschaft entwickelt worden sei. Auch dürfe man nicht vergessen, dass viele Muslime von den "Seleka"-Rebellen zur Zusammenarbeit gezwungen worden seien. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch verlangt, mutmaßliche Kriegsverbrechen durch die bisherigen Rebellen zu untersuchen. Derzeit wohl nicht mehr als ein frommer Wunsch.
(KNA - nlmkn-89-00064)
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