Saudi-arabische Regisseurin sieht Wandel in ihrem Heimatland
KNA 10.06.2014
München (KNA) Die saudi-arabische Regisseurin Haifaa al-Mansour sieht eine vorsichtige Lockerung der strengen Vorschriften für Frauen in ihrem Heimatland, etwa beim Sport. "Hier und dort öffnen sich Räume, die dem Aberglauben über die angeblich schädliche Wirkung von Sport für Frauen etwas entgegensetzen", sagte al-Mansour im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" (Dienstag). In den Sportstadien etwa gebe es Familienbereiche, in denen auch Frauen Fußball sehen könnten. In Riad seien eigene Walking-Strecken für Frauen eingerichtet worden. "Aber es ist nicht leicht: Die Frauen werden da belästigt und bedrängt."
Al-Mansour sieht den König sowie die Regierung an der Spitze des Wandels. Die Veränderung erreiche breite Schichten. "Das ist tatsächlich ein wichtiger Schritt", sagte die Regisseurin mit Blick auf den nun einsetzenden Mädchensport an staatlichen Schulen. Zuvor habe es das nur an Privatschulen gegeben. Gleichzeitig verwies sie darauf, dass nicht nur die religiösen Kräfte, sondern auch die Gesellschaft, vor allem im Inneren von Saudi-Arabien, konservativ sei.
Trotzdem spüre sie die Veränderung, etwa wenn Mädchen in den Einkaufszentren unterwegs seien, sagte al-Mansour. Auch ihre Schwester, die bis zu den Augen verschleiert sei und sich bisher nicht habe vorstellen können, Auto zu fahren, denke etwa in diesem Punkt um. Zudem richteten sich die Menschen, weil Kinos generell verboten seien, mittlerweile zu Hause mit großen Bildschirmen ein. "Meine Mutter etwa, die eine sehr konservative Frau ist, hat im Hof eine Riesenleinwand aufgebaut. Da sitzen wir jetzt und schauen Filme."
Al-Massour drehte mit "Das Mädchen Wadjda" nach eigenen Angaben den ersten abendfüllenden saudi-arabischen Spielfilm. Die Koproduktion des Bayerischen und Norddeutschen Rundfunks handelt von einer Elfjährigen, die es sich in den Kopf gesetzt hat, ein Fahrrad zu kaufen und damit zu fahren, obwohl das Mädchen in Saudi-Arabien nicht erlaubt ist. Um ihr Ziel zu erreichen, verkauft sie "verbotene Dinge" auf dem Schulhof und nimmt an einem Koran-Rezitationswettbewerb teil. Der Streifen brachte es zu einer Oscar-Nominierung. Außerdem wurde er mit dem katholischen Fritz-Gerlich-Preis ausgezeichnet.
(KNA - okqlk-89-00017)
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