Lammert: Verteilung von Flüchtlingen nach Religion nicht akzeptabel
KNA 28.08.2014
Berlin (KNA) Bundestagspräsident Norbert Lammert hat Überlegungen zurückgewiesen, Flüchtlinge in Wohnheimen nach ihrer Religion aufzuteilen. Der Respekt vor der Religion des Andersgläubigen gehöre zu den Mindestanforderungen, die der Staat denjenigen abverlangen müsse, die in Deutschland Aufnahme finden wollten, sagte Lammert am Mittwochabend in Berlin. Er bezog sich auf einen Vorschlag des Integrationsbeauftragten der bayerischen Landesregierung, Martin Neumeyer (CSU), nach christenfeindlichen Übergriffen unter Asylsuchenden im Freistaat.
Lammert äußerte sich bei einem Empfang aus Anlass des von 20 Kirchen und kirchlichen Organisationen veranstalteten Kongresses "MissionRespekt. Christliches Zeugnis in einer multireligiösen Welt". Der Leiter des Katholischen Büros Berlin, Karl Jüsten, wies darauf hin, dass es in Deutschland unterschiedliche "Parallelwelten" gebe, die sich eine eigene Ordnung gäben und "im Binnenleben die Religionsfreiheit nicht garantieren". Dies betreffe nicht nur manche Muslime, sondern auch "bestimmte christliche Kreise", bei denen etwa Kinder und Jugendliche in einer rigiden, fundamentalistischen Weise erzogen würden. Es handele sich dabei nicht um ein Massenphänomen, sondern um Einzelfälle, betonte der Vertreter der katholischen Bischöfe in Berlin. Schulen, Jugendämter "und jeder Einzelne" müssten in dieser Hinsicht wachsam sein.
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, sagte, die Angst vor Fremden und anderen Religionen sei oft Ausdruck der Verunsicherung in der eigenen Identität. Aufgabe der Kirchen sei es deshalb, das Aushalten fremder Überzeugungen zu lehren und die "eigene Wahrheit demütig zu vertreten". Dabei gebe es aber auch Grenzen: Über Gewaltanwendung, die Unterdrückung der Frau oder die Einschränkung der Religionsfreiheit "gibt es nichts kulturell zu diskutieren", meinte Schneider. So sei es nicht akzeptabel, dass auch in manchen Moscheen in Deutschland bisweilen zum Dschihad aufgerufen werde.
Der Kongress geht am Donnerstag mit 14 "Workshops" zu unterschiedlichen Aspekten des Themas Mission zu Ende. Die rund 300 Teilnehmer diskutieren dabei etwa über Religionsfreiheit und Antikonversionsgesetze am Beispiel Indiens oder die Unterscheidung "Mission und Proselytismus" am Beispiel Brasilien. Die Zusammenarbeit der Veranstalter zum Thema Mission soll fortgesetzt werden, etwa bei Kirchen- oder Katholikentagen.
(KNA - oksms-89-00028)
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