Erfurter Bischof Neymeyr mahnt Religionen zu Toleranz
KNA 26.11.2014
Erfurt (KNA) Der neue Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr hat die Religionsgemeinschaften zur Toleranz aufgerufen. "In unserer globalisierten und mobilen Welt ist nahezu jede Religion angewiesen auf Toleranz", sagte Neymeyr am Mittwochabend in Erfurt. Er sprach beim traditionellen Elisabeth-Empfang des Bistums Erfurt für Thüringer Politiker. Es war sein erster Auftritt im politischen Raum nach seinem Amtsantritt am vergangenen Samstag.
"Wenn Christen hierzulande die Verfolgung von Christen in anderen Ländern beklagen und sich um die Flüchtlinge von dort kümmern, müssen sie zugleich Toleranz gegenüber Menschen anderer Religion, die hier bei uns leben, predigen und praktizieren", forderte der Bischof. "Wenn Muslime hierzulande Moscheen bauen dürfen, müssen sie sich auch dafür einsetzen, dass die Christen in ihren Herkunftsländern Kirchen bauen dürfen."
Neymeyr äußerte sich auch zur Terrororganisation "Islamischer Staat" in Syrien und im Irak und den Reaktionen darauf. "Das teilweise Schweigen muslimischer Vertreter und Gelehrter zu dem, was mit unvorstellbarer Grausamkeit dort geschieht, wird immer unbegreiflicher", kritisierte der Bischof. Die Verfolgung der Christen sei "nicht nur ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit, sondern auch gegen den Glauben an einen großen Gott".
Der Glaube sei "ein Geschenk Gottes, den keiner sich erwerben kann und den man niemandem aufzwingen kann", erklärte Neymeyr weiter. Er wolle auf Menschen zugehen, in deren Leben der Glaube keine Rolle oder keine Rolle mehr spiele. "Ich werde mich bemühen, sie für den Glauben zu gewinnen, aber muss es auch aushalten können, dass dies nicht gelingt", so der frühere Mainzer Weihbischof.
Neymeyr dankte der noch amtierenden schwarz-roten Landesregierung für ihr Engagement. Sie habe Thüringen vorangebracht und "kontinuierlich den Dialog und die Kooperation mit den Kirchen geführt und ausgestaltet". Der künftigen "hoffentlich stabilen" Landesregierung, die voraussichtlich von Linkspartei, SPD und Grünen gebildet wird, wünschte er "Augenmaß und Sachbezogenheit im politischen Streit" sowie "sachbezogene Lösungen". Das über Jahre gewachsene Vertrauen zwischen Kirche, Staat und Gesellschaft müsse "sich immer wieder neu bewähren".
(KNA - ollmq-89-00156)
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