Muslimischer Schützenkönig darf Titel ausnahmsweise behalten
KNA 06.08.2014
Leverkusen (KNA) Im Streit um einen muslimischen Schützenkönig im westfälischen Werl hat sich der katholische Dachverband der Schützen (BHDS) zu einer Ausnahmeregelung durchgerungen. "Der Vorstand des BHDS hat heute als Ausdruck von Respekt und Integration gegenüber dem Schützenbruder Mithat Gedik beschlossen, ausnahmsweise keine Einwände gegen seine Königswürde in seiner Bruderschaft zu erheben", teilte der Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften am Mittwochnachmittag nach einer Vorstandssitzung in Leverkusen auf Anfrage mit. "Die Ausübung eines Amtes ab Bezirksebene wird hingegen nicht möglich sein."
Der BHDS verteidigte zugleich das Recht der katholischen Schützenvereine, ausschließlich christliche Mitglieder aufzunehmen. "Als Christen und Schützenbrüder dürfen und werden wir an unserem Recht auf positive Religionsfreiheit festhalten. Dieses Recht steht christlichen Schützenbrüdern ebenso zu wie zum Beispiel unseren muslimischen, jüdischen oder buddhistischen Mitbürgern." Würden Nichtchristen in den katholischen Bruderschaften Mitglieder werden, bedeute dies letztendlich, "das Recht auf eigene Identität und Bindung zur katholischen Kirche aufzugeben".
In diesem Zusammenhang rügte der BHDS-Vorstand die Schützen in Werl-Sönnern, die das BHDS-Statut und die eigene Satzung nicht ernst genommen hätten. Beide Satzungen verpflichteten die Schützen zum Bekenntnis des Glaubens durch Eintreten für die katholischen Glaubensgrundsätze.
Der türkischstämmige Mithat Gedik (33) hatte im Juli bei den Schützen in Werl-Sönnern den Vogel abgeschossen. Weil er Muslim ist, hatte ihn der katholische Dachverband BHDS aber nicht als Schützenkönig anerkannt und ihm die Teilnahme am Bezirksschützenfest untersagt. Die Werler Schützen stellten sich hinter ihren muslimischen König. Laut Satzung des BHDS dürfen die katholischen Mitgliedsvereine ausschließlich Christen aufnehmen. Gedik ist in Deutschland geboren und aufgewachsen, hat eine katholische Frau und katholisch getaufte Kinder.
Der Fall sorgte bundesweit für Aufsehen und heftige Kritik am Dachverband. Die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS), Christine Lüders, schrieb in einem Brief an den BHDS, das Nein zu einem muslimischen Schützenkönig stehe für eine "intolerante und diskriminierende Haltung". Nordrhein-Westfalens Integrationsminister Guntram Schneider (SPD) sprach von einer "antiquierten" Position. "Genauso, wie es schon lange möglich ist, dass muslimische Kinder in katholischen Kindergärten aufgenommen werden, muss es möglich sein, in Verbänden wie katholischen Schützenvereinen Muslime aufzunehmen und Schützenkönige werden zu lassen", sagte er der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
(KNA - okskq-89-00118)
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