Weihbischof Jaschke: Islamkritiker nicht pauschal abstempeln
KNA 09.12.2014
Hamburg (KNA) Die Teilnehmer an anti-islamischen Demonstrationen sollten nach Worten des Hamburger Weihbischofs Hans-Jochen Jaschke nicht pauschal als Rassisten abgestempelt werden. Die Proteste der sogenannten "Patrioten Europas gegen Islamisierung des Abendlandes" (Pegida) seien die Spitze einer weit verbreiteten Stimmungslage in der Bevölkerung, sagte er der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Dienstag in Hamburg. Wer solche kulturellen Ängste sofort als rassistisch und antidemokratisch verurteile, fördere nur eine Polarisierung in der Gesellschaft, so Jaschke, der in der Deutschen Bischofskonferenz für den interreligiösen Dialog zuständig ist.
Der Bischof wandte sich gegen ein Aufschaukeln der Emotionen im Zuge von Demonstrationen und aufgeregten Gegendemonstrationen. Fragen nach dem interkulturellen Zusammenleben eigneten sich nicht für erregte Proteste. Aus seiner Sicht sind jetzt besonnene gesellschaftliche Kräfte wie die katholische Kirche gefordert, Ängste abzubauen und den Dialog zwischen den gesellschaftlichen Gruppen voranzubringen.
"Vertrauen kann nur wachsen, wenn man miteinander redet", betonte Jaschke. Gerade die Kirche könne viele Beispiele anführen, in denen Muslime und Nichtmuslime friedlich und respektvoll im Alltag zusammenlebten. Es müsse aber von Muslimen erwartet werden, dass sie radikale Positionen "ohne Wenn und Aber" ablehnten. Die muslimischen Verbände hätten zuletzt sehr vernünftige Positionen zum interkulturellen Miteinander formuliert.
Der derzeitige Andrang von Flüchtlingen aus dem Nahen Osten nach Europa ist nach Jaschkes Worten kein Anlass für Ängste vor dem Islam. "Diese Menschen sind getrieben und gejagt, ihre Kinder sind traumatisiert. Das sind keine Islamisten, sondern Opfer, die jetzt Hilfe benötigen und später wieder in ihre Heimat zurückkehren wollen", erklärte der Hamburger Weihbischof.
(KNA - olmkt-89-00067)
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