KNA 13.06.2014

Genf (KNA) UN-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay hat sich alarmiert über die Situation im Nordirak gezeigt. In einer am Freitag in Genf veröffentlichten Stellungnahme sprach sie von einer "dramatischen Verschlechterung" nach der Eroberung weiterer Gebiete durch die Milizen der Gruppe "Islamischer Staat im Irak und Syrien" (ISIS). Dabei verwies sie auf Berichte über Massenhinrichtungen und die Vertreibung von rund einer halben Million Menschen.

Nach den verfügbaren Informationen sei mit Hunderten getöteter Zivilisten und nahezu 1.000 Verwundeten in den vergangenen Tagen zu rechnen, sagte Pillay. Die genaue Zahl der Opfer sei weiter unbekannt. Beunruhigt zeigte sie sich über Auskünfte, nach denen ISIS-Kämpfer nach der Einnahme Mossuls Razzien gegen Soldaten und Polizisten sowie regierungstreue Zivilisten durchgeführt hätten. Berichten zufolge seien während der Eroberung der Stadt Anfang der Woche irakische Soldaten und am Mittwoch weitere 17 Zivilisten hingerichtet worden.

Die Tötung von Gefangenen und Unbewaffneten sowie Verstümmelung, grausame Behandlung und Folter stellten Kriegsverbrechen dar, betonte die Menschenrechtskommissarin. Beide Konfliktparteien müssten Vorkehrungen zum Schutz von Zivilisten treffen. Pillay sagte, sie sei "extrem besorgt" über die Bevölkerung im Kreuzfeuer von Regierungstruppen und Aufständischen und gezielte Angriffe auf Zivilisten. Auch seien Minderheiten, Frauen und Kindern besonderen Gefahren ausgesetzt.

Pillay rief zur sofortigen Beendigung der Gewalt gegen Zivilisten auf. Die Bestimmungen des internationalen Rechts seien einzuhalten. Die UN-Kommissarin kündigte an, das Vorgehen der ISIS-Rebellen werde gründlich untersucht. Sie verwies dabei auf "gut dokumentierte Berichte" über schwere Menschenrechtsverletzungen in Syrien, die auf das Konto der Gruppe gehen. Die irakischen Regierungstruppen mahnte sie zu "äußerster Zurückhaltung" bei Militäroperationen mit Blick auf die Zivilbevölkerung.

(KNA - okqln-89-00102)

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