Bischof von Mossul: IS nutzt Kircheneinrichtungen als Quartiere
KNA 29.08.2014
Berlin (KNA) Die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) nutzt Kirchen und kirchliche Einrichtungen nach Angaben des Erzbischofs von Mossul, Emil Schamoun Nona, als Quartiere. Der Sitz seines Bistums sei das Hauptquartier der IS in Mossul, sagte der chaldäisch-katholische Erzbischof in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Berlin. Nona hielt sich für einige Tage auf Einladung der Diözese Essen in Deutschland auf. Der 46-Jährige ist seit 2010 Erzbischof der Nordirakischen Millionenmetropole. Sein Vorgänger wurde 2008 entführt und ermordet.
Sein Bischofssitz sei jetzt das Auto, mit dem er die Flüchtlinge besuche, sagte Nona. Viele der über hunderttausend Flüchtlinge im Nordirak seien völlig hoffnungslos: "Vor allem die Jüngeren erwarten sich keine Zukunft mehr in der Heimat und wollen auswandern." Die Christenverfolgung habe bereits 2003 begonnen. Jetzt drohe erstmals seit 2000 Jahren die christliche Präsenz in der Ebene von Ninive zu verschwinden, sagte der Erzbischof.
Er äußerte die Hoffnung, dass sich Deutschland stärker engagiere: "Deutschland gilt als starkes Land. Es sollte sich mutiger einmischen." Dazu gehöre auch, die unterstützenden Staaten der Terrorgruppe IS offen beim Namen zu nennen. Auf die Frage nach deutschen Waffenlieferungen zur Unterstützung der Kurden sagte er: "Mir fällt es schwer, das Zögern zu verstehen."
Tief enttäuscht zeigte er sich über das Verhalten der Muslime vor Ort. "In etlichen Fällen war es so, dass die muslimischen Nachbarn, mit denen man über Jahrzehnte Tür an Tür lebte, die Wohnungen als erste plünderten. Viele sind dadurch noch tiefer verletzt und traumatisiert als durch die IS." Nach dem Erlebten hätten die Christen das Vertrauen in die muslimische Bevölkerung und in die irakische Armee verloren.
Das Wichtigste im Kampf gegen die Terroristen sei es, die Wahrheit auszusprechen, betonte der Erzbischof. "Für uns Christen bedeutet das, dass wir uns wirklich als überzeugte Christen zeigen. Deshalb haben wir uns geweigert, die Kopfsteuer zu zahlen oder zu konvertieren."
(KNA - oksms-89-00164)
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