Syrischer Erzbischof verurteilt deutsche Waffenlieferungen
KNA 29.09.2014
Karlsruhe (KNA) Der syrische Erzbischof Isaak Barakat hat die deutschen Waffenlieferungen in den Nordirak kritisiert. "Es ist völlig unklar, wer sie gegen wen einsetzen wird und ob sie in die richtigen Hände kommen", sagte der Bischof am Montag in Karlsruhe. "Vielleicht werden sie irgendwann auch im Kampf gegen die syrische Bevölkerung benutzt." Wichtiger als Waffenlieferungen sei es, gegen die Finanzierung der Terrorgruppe IS vorzugehen. "IS erhält aus Ölverkäufen jeden Tag bis zu drei Millionen Dollar. Wer kauft dieses Öl, über welche Banken wird das abgewickelt?", fragte der Erzbischof der Orthodoxen Kirche von Antiochien in Deutschland und Mitteleuropa.
Auch der badische evangelische Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh, der am Montag mit Barakat über die Unterstützung von syrischen Flüchtlingen in Deutschland beriet, wandte sich gegen deutsche Waffenlieferungen. "Wir haben längst nicht alle anderen Handlungsoptionen ausgenutzt, beispielsweise beim Austrocknen der Finanzströme für IS." Barakat forderte Deutschland auf, mehr dafür zu tun, damit keine weiteren islamistischen Kämpfer nach Syrien gelangten. "Wenn alle Kriminellen wieder unser Land verlassen würden, dann wäre eine Rückkehr zum Dialog und Frieden möglich." Er habe die Hoffnung auf ein künftiges friedliches Miteinander der Religionen noch nicht verloren.
Cornelius-Bundschuh kündigte an, syrischen Familien zu helfen, die in Baden-Württemberg Angehörige aufnehmen. "Denkbar sind zum Beispiel individuelle Unterstützerkreise in den Gemeinden." Zugleich forderte er die Landesregierung auf, die Kosten der Krankenversicherung für nach Deutschland geflohenen Syrer zu übernehmen. "Andere Bundesländer machen dies längst. Bei den Waffenlieferungen spielt Geld keine Rolle, hier knausern wir", so der Bischof. Nötig sei es, mehr als die bislang zugesagten 1.000 Syrer nach Baden-Württemberg zu holen.
Barakat beschrieb, dass mehr als die Hälfte aller Christen seiner Kirche seit Ausbruch des Bürgerkriegs aus Syrien geflohen seien. "Wir sind sehr dankbar für die Aufnahme auch hier in Deutschland, aber gleichzeitig wollen wir alles dafür tun, dass wir nicht zu einer Exilkirche werden." Die Lage in Syrien sei dramatisch, in den umkämpften Gebieten seien zahlreiche Gemeindemitglieder getötet worden, noch immer gebe es keine Nachricht von zwei vor Monaten entführten Bischöfen der Antiochenisch-Orthodoxen Kirche.
(KNA - oktmt-89-00039)
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