Eltern beklagen Islam-Unterricht-Zwang für aramäische Kinder
KNA 13.02.2014
Istanbul (KNA) Christliche Schüler im Südosten der Türkei werden nach Angaben des Elternbeirates der betroffenen Schule zur Teilnahme am muslimischen Religionsunterricht gezwungen. Insgesamt gehe es um etwa 300 aramäische Kinder in der Gegend um Midyat, sagte die Vorsitzende des Elternbeirats, Diba Gabriel, der pro-kurdischen Zeitung "Özgür Gündem" (Donnerstag). Wenn die Aramäer dem Islam-Unterricht fernblieben, würden sie mit schlechten Noten bestraft. Gabriel sagte der Zeitung, die Christen sollten "assimiliert" werden. Beschwerden bei der lokalen Schulbehörde hätten keine Ergebnisse erbracht. Diese hätten auf die Regeln des Erziehungsministeriums in Ankara verwiesen.
In der Türkei haben nur die offiziell als nicht-muslimische Minderheiten anerkannten Armenier, Griechen und Juden einen Anspruch auf eigene Schulen für ihre Kinder. Gruppen wie die Aramäer müssen ihre Kinder dagegen in staatliche Schulen schicken. Midyat liegt in der Region Tur Abdin, einem Siedlungsschwerpunkt der aramäischen Christen, in der auch das im vierten Jahrhundert gegründete Kloster Mor Gabriel liegt.
Streit gibt es in Midyat auch um Aussagen in Schulbüchern für den Geschichtsunterricht in der zehnten Klasse. In den Büchern sei von einem "Landesverrat" durch Armenier und Aramäer die Rede, sagte Gabriel. Dies führe zu Spannungen zwischen den muslimischen und aramäischen Kindern. In der offiziellen türkischen Geschichtsschreibung wird den Christen vorgeworfen, sich im Ersten Weltkrieg mit den Gegnern des damaligen Osmanischen Reiches verbündet zu haben.
(KNA - okmln-89-00017)
Auf unserer Hauptseite finden Sie weitere Informationen zu den Themen interreligiöser Dialog und christlich islamischer Dialog.