Erzbischof von Mossul bittet eindringlich um Flüchtlingshilfe
KNA 27.08.2014
Berlin (KNA) Der chaldäisch-katholische Erzbischof von Mossul, Emil Schamoun Nona, hat eindring-lich um Hilfe für die geflüchteten Christen und Jesiden im Nordirak gebeten. Die Situation der Schutzsuchenden sei katastrophal, sagte Nona am Dienstag in Berlin. Tief enttäuscht äußerte er sich über die Muslime. Bislang habe keiner ihrer Führer das äußerst brutale Vorgehen der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) öffentlich verurteilt. "Entweder sie haben Angst oder sie akzeptieren das Vorgehen", sagte Nona.
Der Erzbischof hält sich für einige Tage auf Einladung des Caritasverbandes der Diözese Essen in Deutschland auf. In seiner Erzdiözese in der Millionen-Metropole Mossul seien nur noch eine Handvoll Christen übrig geblieben, sagte Nona, der selbst vor dem Terror des IS flüchten musste. Über eine mögliche Rückkehr der Christen im Falle einer Befreiung der Region vom IS äußerte er sich skeptisch. Mehr als hunderttausend Christen hätten in wenigen Stunden ihre Wohnungen und Häuser verlassen müssen, nur mit dem, was sie am Leib trugen. Dabei seien viele von ihren direkten muslimischen Nachbarn tiefer verletzt worden als von der IS-Miliz, "weil sie die ersten waren, die uns ausgeraubt haben". Auch der 46-jährige Erzbischof zeigte sich persönlich tief enttäuscht darüber, dass selbst enge "moderate" muslimische Freunde wie Ärzte und Rechtsanwälte jeden Kontakt zu ihm abgebrochen hätten. Viele Christen sähen nach dem Erlebten für sich keine Zukunft mehr in ihrer Heimat. Wenn sich die Lage nicht ändere, stehe die 2.000-jährige Präsenz der Christen in dieser Region vor ihrem Ende.
Nona steht der Erzdiözese seit 2009 vor. Sein Vorgänger wurde 2008 entführt und ermordet. Sein Bischofssitz sei nun das Auto, mit dem er die Flüchtlingscamps besuche. Er könne von den Christen nicht verlangen, dass sie ohne Würde und Perspektive dort blieben. Von den mehr als 100.000 Flüchtlingen seien viele im christlichen Stadtteil von Erbil untergekommen. Derzeit fehle es dort an allem. Am wichtigsten sei die Versorgung mit Nahrung, Wasser und Unterkünften. Die Menschen kampierten auf der Straße oder in Schulgebäuden. In wenigen Tagen beginne aber die Schule, dann müssten sie die Gebäude wieder verlassen. Die Menschen seien tief deprimiert und benötigten neben der materiellen Hilfe auch psychische und spirituelle Betreuung.
Nach Auskunft des Erzbischofs wird der IS vom Ausland finanziell und wirtschaftlich unterstützt. Er verlangte eine internationale Isolierung. Nach seinen Angaben hat der IS sein Hauptquartier am Sitz der Erzdiözese Mossul aufgeschlagen. Die Terrororganisation nutze kirchliche Einrichtungen, um sich vor Bombenangriffen zu schützen. Eine Kirche werde auch als Gefängnis missbraucht. Nach seiner Erfahrung sind die IS-Kämpfer aus dem europäischen und arabischen Ausland am brutalsten. Sie bildeten mobile Sondereinheiten.
(KNA - oksmq-89-00172)
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