Zahl der Salafisten in NRW erneut gestiegen
KNA 20.05.2014
Düsseldorf (KNA) Die Zahl der extremistischen Salafisten ist in Nordrhein-Westfalen erneut angestiegen. Derzeit seien 1.800 Personen aus der salafistischen Szene im Visier der Sicherheitsbehörden, sagte NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) am Montag in Düsseldorf bei der Vorstellung des Verfassungsschutzberichtes. Etwa 180 der beobachteten Salafisten werden als gewaltbereit eingestuft, da sie offen den Dschihad, also den "heiligen Krieg", propagieren.
Etwa 90 Prozent der Islamisten seien politisch-religiös aktiv, mit einer "rückwärtsgewandten Ideologie" und einem "erschreckenden Frauenbild", sagte Jäger. Der erneute Anstieg erkläre sich nicht nur mit wachsendem Zulauf, sondern auch mit besseren Erkenntnissen der Behörden über die salafistische Szene. Bei der Bekämpfung des Islamismus setze er nicht nur auf Repression, sondern verstärkt auch auf Prävention und Aufklärung, betonte Jäger. Allerdings warne er vor "einer Vermengung" der "kleinen radikalen Minderheit" des Salafismus mit den "zum allergrößten Teil friedliebenden Muslimen".
Laut Verfassungsschutz sind von den 850 Moscheen in NRW etwa 20 von Salafisten unterwandert. Hierbei handele es sich meist um verdeckte Aktivitäten in sogenannten "Hinterhof-Moscheen", sagte der Leiter des NRW-Verfassungsschutzes, Burkhard Freier. "Das geschieht nicht bewusst und gewollt." Die offiziellen Moscheegemeinden gingen in der Regel auf Distanz zum Salafismus und zu Hasspredigern. Regionale Hochburgen der Salafisten sind demnach die Großräume Aachen und Bonn, das Ruhrgebiet, Wuppertal und Solingen. Insbesondere der syrische Bürgerkrieg werde von der gewaltbereiten Salafistenszene missbraucht, um emotionalisierte junge Menschen für den Dschihad zu rekrutieren, sagte Jäger.
Von den mehr als 120 nach Syrien ausgereisten Personen seien sieben zwischenzeitlich umgekommen. Gegen 36 Personen liefen Strafermittlungen. Die gewaltbereiten Aktivisten seien im Umgang mit Waffen und Sprengstoff geschult und durch ihre Teilnahme an Kampfhandlungen in Syrien "verroht und unberechenbar". Deutschlandweit konnten in den letzten Jahren elf Anschlagsversuche mit salafistischem Hintergrund vereitelt werden. Bei einem Anschlag seien zwei US-Soldaten in Frankfurt verletzt worden. In der Hälfte der Fälle gebe es einen Bezug zur salafistischen Szene in NRW, die sich laut Verfassungsschutz in etwa 40 Netzwerken organisiert und ihre Propaganda vor allem über das Internet betreibt.
(KNA - okplt-89-00131)
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