Theologe Hoppe für "begrenzte Intervention" im Irak
KNA 22.08.2014
Bonn/Hamburg (KNA) Der Hamburger katholische Sozialethiker Thomas Hoppe spricht sich für eine "begrenzte Intervention" der internationalen Staatengemeinschaft im Irak aus. Dabei behielte sie selbst "das Heft des Handelns in der Hand", statt Waffen an die Kurden zu liefern, sagte der Professor der Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr im Interview des Internetportals katholisch.de. Niemand habe eine Kontrolle darüber, was nach dem Ende der Auseinandersetzung mit den Waffen geschieht. Ansonsten könnten die kurdischen Kämpfer später "ihre eigenen politischen Ziele verfolgen", die "vielleicht nicht unbedingt" dem Frieden dienten.
Die Lieferung von Rüstungsgütern wie Schutzwesten und Helmen in den Nordirak reichten nicht aus, sagte Hoppe. Aufgabe sei es, einen Völkermord oder völkermordähnliche Handlungen zu verhindern. Zudem sei derzeit vor allem sicherzustellen, dass dringend benötigte humanitäre Hilfslieferungen die notleidenden Menschen erreichen.
Zum kirchlichen Terminus des "Gerechten Krieges" sagte der Theologe, diese Lehre könne man auch missbrauchen, "indem man als gerecht ausgibt, was gar nicht gerecht ist". Als zentralen Punkt einer christliche Friedensbotschaft bezeichnete er, "die vielen nichtgewaltsamen Formen von Konfliktbearbeitung zu betonen": Diplomatie, interkulturelle und interreligiöse Gespräche könnten "Verfeindungen abbauen", bevor sie sich verhärten.
Solche Gespräche könnten auch dazu führen, dass sich die Religionen stets selbst überprüften, betonte Hoppe. So sei etwa zu klären, was mit dem Begriff "Dschihad" (Heiliger Krieg) gemeint ist. Dann werde "schnell klar werden, dass sich die gegenwärtige Form der islamistischen Gewaltanwendung unter Rückgriff auf dieses Konzept nicht legitimieren lässt". Die Religionsgemeinschaften selbst müssten "Grenzen ziehen und sagen, welche Auslegung möglich und welche ein Missbrauch solcher Lehren ist". Es sei eine ständige Aufgabe aller Religionen, "dem Missbrauch der eigenen religiösen Traditionen für die Legitimation von Gewalt den Boden zu entziehen".
Zur pazifistischen Position von Margot Käßmann sagte der Theologe, der Pazifismus habe ein "authentisches und legitimes Anliegen". Doch wenn Menschen ermordet werden, gelte es abzuwägen. "Jede Reaktion auf Gewaltakte muss so aussehen, dass sie auch von den jeweils bedrohten Menschen bejaht werden kann", so Hoppe. "Wenn die Reaktion aber lautet: Ich lasse euch sterben, dann überzeugt sie nicht". Mit Blick auf Ruanda 1994 sagte er: "Den Völkermord dort hätte man nicht fotografieren und dokumentieren, sondern verhindern müssen."
(KNA - oksml-89-00250)
Auf unserer Hauptseite finden Sie weitere Informationen zu den Themen interreligiöser Dialog und christlich islamischer Dialog.