Zurückhaltung bei Muslimen wegen neuer Form der Islamkonferenz
KNA 23.01.2014
Berlin (KNA) Muslimenvertreter haben mit Zurückhaltung auf die Ankündigungen einer Umgestaltung der Deutschen Islam Konferenz reagiert. "Ein Neustart ist möglich, wenn Inhalt und Form gemeinschaftlich abgestimmt werden", sagte der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Donnerstag). Von einer ständigen und konstruktiven Dialogebene könnten aber alle nur profitieren, "wenn sie partnerschaftlich und vertrauensvoll" sei. Der Name für einen solchen Dialog sei zweitrangig.
Bundesinnenminister Thomas de Maiziere (CDU) plant laut einem Medienbericht eine neue Form der Deutschen Islam Konferenz. "Eine reine Wiederholung angesichts der Debatten in den vergangenen Jahren halte ich nicht für sinnvoll", zitiert die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (Mittwoch) den Minister. Er wolle, so de Maiziere, die muslimischen Verbände in Deutschland zu einem Gespräch einladen, "um ihre Meinung zu hören". Das erste Treffen soll nach den Angaben kommenden Montag stattfinden.
Er nehme die Einladung gerne an, sei aber mit den bisherigen Resultaten unzufrieden, sagte der Bildungsbeauftragte der Alevitischen Gemeinde Deutschland, Yilmaz Kahraman, der "Welt" (Donnerstag). "Wir hätten erwartet, dass man handlungsfähig ist, dass man in der Praxis sieht, was die Konferenz gebracht hat", sagte Kahraman. Wie Kahraman kritiserte auch der Vorsitzende des Islamrats, Ali Kizilkaya, mangelhafte Ergebnisse. "Nach einem halben Jahrhundert muslimischen Lebens in Deutschland hätten wir weiter sein müssen", sagte er der "Welt". Darum sei er auch wenig überrascht, dass de Maiziere nun über eine andere Form nachdenke. "Wir brauchen einen differenzierten Umgang miteinander", sagte Kizilkaya.
Der Sprecher der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB), Bekir Alboga, begrüßte das Gesprächsangebot. Er ließ jedoch keinen Zweifel daran, dass er den Dialog mit de Maizieres Vorgänger Hans-Peter Friedrich (CSU) für unbefriedigend hielt. "Den ehemaligen Innenminister hielten die Teilnehmer der Islamkonferenz in ihrer Mehrheit für solch einen Austausch und Zusammenarbeit eher für nicht geeignet", sagte Alboga, der auch Sprecher des Koordinationsrats der Muslime als Dachorganisation der muslimischen Verbände ist.
Die erste Sitzung der Deutschen Islam Konferenz fand im September 2006 unter dem damaligen Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) statt. Im Mai vergangenen Jahres war die Konferenz unter de Maizieres Amtsvorgänger Hans-Peter Friedrich (CSU) auf ihrer letzten Sitzung im Streit darüber auseinandergegangen, ob die Konferenz weiter vom Innenministerium geführt werden solle und ob Sicherheitsfragen und Extremismus im Vordergrund stehen dürften.
(KNA - oklmn-89-00002)
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