KNA 25.07.2014

München (KNA) Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat sich bestürzt über das Ausmaß der Christenverfolgung im Irak gezeigt. "Hier muss eine Erschütterung durch Europa gehen, durch unser Land, dass wir nicht nur Mitleid haben, sondern auch Solidarität", sagte Marx am Donnerstagabend im Münchner Liebfrauendom. Anlass war der Gedächtnisgottesdienst zum Todestag des früheren Erzbischofs von München und Freising, Julius Döpfner (1913 bis 1976). Der Kardinal appellierte an die politisch Verantwortlichen, sich für die verfolgten Christen einzusetzen.

Besorgt äußerte sich der Erzbischof auch über die Sprengung schiitischer Moscheen im Irak durch radikale Islamisten. Die "führenden Muslime in der ganzen Welt" rief er auf, sich davon zu distanzieren. So könnten sie deutlich machen, dass das nicht ihre muslimische Tradition sei, andere Menschen zu verfolgen und zu töten, und Gotteshäuser - ob Moscheen oder Kirchen - niederzubrennen.

Zudem lenkte Marx, der auch Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz ist, den Blick auf die kriegerischen Auseinandersetzungen im Heiligen Land. Er rief zu Frieden und Versöhnung auf und erinnerte an die Worte von Papst Franziskus. Dieser hatte beim Treffen mit Israels Staatschef Schimon Peres und Palästinenserpräsident Mahmud Abbas im Juni im Vatikan gesagt: "Frieden erfordert mehr Mut als der Krieg."

Der Kardinal warnte aber auch vor einem zunehmenden Antisemitismus, wie er sich unter anderem in Deutschland bei Demonstrationen gegen Israel zeige. "Der Antisemitismus ist eine furchtbare Entgleisung, ganz gleich, unter welchem Vorwand er sich zeigt, gerade in unserem Land. Antisemitismus ist zutiefst unchristlich."

Der in Hausen bei Bad Kissingen geborene Döpfner prägte das kirchliche Leben in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Er war Bischof von Würzburg, Berlin und ab 1961 von München-Freising. Von 1965 bis zu seinem Tod am 24. Juli 1976 saß er der Deutschen Bischofskonferenz vor. Zudem war einer der vier Moderatoren des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962 bis 1965) und Präsident der Würzburger Synode (1971 bis 1975).

(KNA - okrmp-89-00050)

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