Presse: Türkei will Nachkommen des Armeniermordes einbürgern
KNA 25.04.2014
Istanbul (KNA) Nach der erstmaligen Beileidserklärung der türkischen Regierung zum Völkermord an den Armeniern seit 1915 plant Ankara offenbar einen weiteren Schritt der Aussöhnung. Die Regierung prüft laut übereinstimmenden Zeitungsberichten vom Freitag die Vergabe der türkischen Staatsbürgerschaft an Hinterbliebene der im Ersten Weltkrieg deportierten und getöteten Armenier. Damit würde eine rechtliche Grundlage für Wiedergutmachungszahlungen an betroffene Familien geschaffen. Türkische Regierungsvertreter hätten diese Möglichkeit im Januar mit Abgesandten der armenischen Diaspora erörtert, berichtet die unabhängige Zeitung "Taraf". Das Blatt "Radikal" meldet, im Außenministerium werde die Passvergabe an Armenier geprüft.
Bei Todesmärschen und Massakern waren im damaligen Osmanischen Reich zwischen 1915 und 1917 bis zu 1,5 Millionen Armenier getötet worden. Viele Nachfahren der Opfer leben in Armenien selbst oder in Staaten wie Frankreich und den USA. In der heute weitestgehend muslimisch geprägten Türkei gibt es noch rund 80.000 Mitglieder der christlichen Minderheit. Ankara weist den Vorwurf eines Völkermordes an den Armeniern zurück. Allerdings sprach Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan am Mittwoch den Hinterbliebenen der Opfer erstmals offiziell das Beileid der türkischen Republik aus und unterstrich, der Umgang mit den Armeniern im Ersten Weltkrieg habe "unmenschliche Folgen" gehabt.
(KNA - okomp-89-00046)
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