Katholische Kirche: 300.000 irakische Christen auf der Flucht
KNA 11.08.2014
Köln (KNA) Die katholische Kirche in Deutschland warnt vor einem neuen Flüchtlingsdrama im Mittleren Osten. Derzeit seien rund 300.000 irakische Christen auf der Flucht vor der Terrorgruppe "Islamischer Staat" (IS), sagte der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp, am Sonntag dem Sender WDR2. Sie stammten vor allem aus dem Nordirak, wo die Christen eine Zeit lang von den Kurden geschützt wurden, die aber inzwischen selbst nicht mehr Herr der Lage seien. "Es ist ein Drama", sagte Kopp. Die Zahl der Christen, die im Irak eine jahrtausendalte Tradition haben, habe sich zwischen 2000 und 2010 von 6,6 auf 3,3 Prozent der Bevölkerung halbiert.
Die Menschen suchten Schutz in Flüchtlingslagern an der irakisch-jordanischen Grenze, so Kopp. Weiter gebe es Fluchtbewegungen in Richtung Türkei, "solange die Türkei die Grenzen offen lässt". Der einstmals wichtige Flüchtlingskorridor nach Syrien existiere nicht mehr, weil dort auch die IS patrouilliere. Demzufolge habe Jordanien "eine unglaubliche Masse von Menschen aufzunehmen". Neben rund 1,2 Millionen Flüchtlingen aus Syrien kämen jetzt etwa eine halbe Million Flüchtlinge - meistens Christen - aus dem Irak nach Jordanien. In den Lagern herrsche ein "unglaubliches Elend" durch eine große Bereitschaft zu Gewalt, durch Prostitution und eine Drogenmafia. "Ein Lager heißt nie Sicherheit, es ist eine temporäre Heimstatt, wo keiner genau weiß, wie es weitergeht", so der Sprecher der Bischofskonferenz.
Zu den US-Luftangriffen im Irak sagte Kopp, "gerade in einer solchen dramatischen Situation wie mit der IS, wo solche Gewaltexzesse existieren", sei "Gewalt wahrscheinlich nur als das letzte Mittel zu rechtfertigen". Die katholische und die evangelische Kirche in Deutschland versuchten, durch ihre Hilfswerke wie die Diakonie-Katastrophenhilfe und Caritas International den Menschen im Irak zu helfen. Aber auch deren Partner vor Ort seien in den letzten Tagen massiv von der IS bedroht und teilweise überfallen worden. "Aber wir versuchen als Kirchen in Deutschland, unsere Hilfe über die Katastrophenhilfe zu steuern. Das sind die letzten Partner, die vor Ort geblieben sind", sagte der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz.
(KNA - okslk-89-00022)
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