Islamwissenschaftler: Salafisten-Protest ist eher Jugendgewalt
KNA 13.10.2014
Berlin (KNA) Die gewalttätigen Konflikte zwischen Islamisten und Kurden in Deutschland sind nach Einschätzung des Islamwissenschaftlers Jörn Thielmann kein religiöser Stellvertreterkrieg. "Es scheint eher ein Phänomen von Jugendgewalt zu sein als ein Religionskonflikt oder ethnischer Konflikt", sagte Thielmann am Samstag im Deutschlandradio Kultur.
Bei den Demonstrationen von mutmaßlich salafistischen IS-Anhängern etwa in Hamburg seien gewaltbereite junge Leute zu sehen, "mit Sportklamotten und Stiefeln eher gewappnet für Randale", so der Geschäftsführer des Zentrums für Islam und Recht in Europa an der Universität Erlangen-Nürnberg. Die Mehrheit der Salafisten in Europa sei dagegen friedlich.
Den Zulauf Jugendlicher in Deutschland zu radikalen Islamisten erklärte Thielmann mit der "Schwarz-Weiß-Weltsicht" des Salafismus und der "theologischen Spracharmut" der muslimischen Gemeinden. Salafistische Prediger sprächen "lässig deutsch", thematisierten Sex oder Drogen klar in der Sprache der Jugend. Auch die salafistische "Theologie der Ermächtigung: Du hast einen Wert, weil Du Muslim bist" mache diese attraktiv. Dagegen könnten die muslimischen Gemeinden mit "importierten Predigern", die kein Deutsch sprechen, hier aufgewachsene Jugendliche nicht erreichten.
(KNA - olkll-89-00009)
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