Organisation: Blasphemie-Anklagen in Pakistan auf Höchststand
KNA 02.06.2014
Kelkheim (KNA) In Pakistan sind nach Angaben des christlichen Hilfswerks "Open Doors" im Mai mehr Anklagen wegen Gotteslästerung erhoben worden als je zuvor. So seien am 14. Mai gleich 68 islamische Anwälte unter dem Vorwurf der Blasphemie verhaftet worden, nachdem sie gegen die Verhaftung eines Kollegen protestiert hätten, teilte die Organisation am Montag an ihrem deutschen Sitz in Kelkheim mit. Am 17. Mai wurden demnach vier Zeugen Jehovas wegen des Verteilens von Traktaten angeklagt.
Besorgt äußerte sich das Hilfswerk über versuchte Fälle von Lynchjustiz. Anklagen wegen Verunglimpfung des Islam treffen den Angaben zufolge Muslime und Nichtmuslime gleichermaßen. Verurteilten droht lebenslange Haft oder die Todesstrafe. Auf dem von "Open Doors" jährlich erstellten Weltindex der Christenverfolgung steht Pakistan auf Platz 8.
Zu den im Mai Verhafteten zählt laut der Organisation auch ein 20-jähriger Muslim, der angeblich einen Koran angezündet haben soll. Angeklagt wurden weiter der Medienunternehmer Mir Shakeel-ur-Rehman sowie ein Fernsehmoderator, eine Schauspielerin und deren Mann. Ihnen wird zur Last gelegt, für die Ausstrahlung einer Sendung mit gotteslästerlichem Inhalt verantwortlich zu sein. Laut der Mitteilung setzt sich der sunnitische "Ittehad Council", ein Vertretungsorgan für 160 Millionen Muslime, mit einer Petition für die Beschuldigten ein.
Das Thema Blasphemie sei in Pakistan so emotionsbehaftet, dass eine offene Diskussion fast unmöglich sei, so "Open Doors". Als Beleg verwies die Organisation auf die Ermordung des Menschenrechtsanwalts Rashid Rehman am 7. Mai. Er vertrat den Angaben zufolge einen Lehrer, der wegen Gotteslästerung angeklagt ist. Weiter erinnert das Hilfswerk an die Katholikin Asia Bibi, die 2009 zum Tod verurteilt wurde. Die Aufnahme eines Berufungsverfahrens wurde seit Februar viermal verschoben; eine für den 27. Mai geplante Anhörung fand ebenfalls nicht statt.
(KNA - okqkm-89-00001)
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