Religionsführer aus Zentralafrika bitten um starkes UN-Mandat
KNA 31.03.2014
Berlin (KNA) Religionsführer von Christen und Muslimen in der Zentralafrikanischen Republik haben sich für ein starkes Mandat der geplanten UN-Mission ausgesprochen. Ohne äußere Unterstützung auch durch die EU drohe ihre Heimat auseinanderzubrechen und im Chaos zu versinken, sagten sie am Montag in Berlin. Es bestehe sogar die Gefahr eines Genozids. Der katholische Erzbischof von Bangui und Vorsitzende der nationalen Bischofskonferenz, Dieudonne Nzapalainga, der Präsident der Evangelischen Allianz, Nicolas Guerekoyame-Gbangou, und der Präsident des Islamischen Rates, Imam Omar Kobine Layama, werben derzeit mit einer Friedensmission in den USA und Europa um Hilfe für ihr Land. Nach Worten des Erzbischofs von Bangui handelt es sich bei den gewaltsamen Auseinandersetzungen nicht um einen Religionskonflikt. Die Gläubigen würden für politische Zwecke instrumentalisiert.
Die EU erklärte unterdessen am Montag, geplant sei eine "progressive Aufstockung" der Truppen in der Hauptstadt Bangui auf bis zu 1.000 UN-Soldaten. Auch Deutschland will sich an der Mission be-teiligen. Derzeit versuchen 2.000 französische Soldaten und 6.000 Soldaten der Afrikanischen Union, das Land zu stabilisieren. Die seit einem Jahr anhaltenden Auseinandersetzungen zwischen muslimischen Seleka-Rebellen und christlichen Anti-Balaka-Milizen haben Hunderte Tote gefordert und zu Massenvertreibungen geführt. Laut UN-Angaben sind 650.000 der 4,6 Millionen Bewohner des Landes auf der Flucht; weitere 280.000 suchen Zuflucht im Ausland.
Layama warnte vor einem Völkermord und einer Hungersnot. Wegen der Angst vor Gewalt hätten die Bauern keine Saat mehr ausgebracht. Als wichtigstes Anliegen nannten die Religionsvertreter die Wiederherstellung der Sicherheit und der Grundfunktionen des Staates. Dazu müssten die staatlichen Angestellten wieder ihr Gehalt bekommen.
Nach Angaben von Nzapalainga ist die staatliche Ordnung außerhalb der Hauptstadt weitgehend zusammengebrochen. Extremisten versuchten, das Terrain zu besetzen. Zur Wiederherstellung des Friedens müssten Gewalttäter zur Rechenschaft gezogen werden. Eine Versöhnung sei nur durch Wahrheit und Gerechtigkeit möglich. Bei Straflosigkeit bliebe der Hass im Herzen der Menschen bestehen.
Layama sagte, dass sich die Führer der Religionsgemeinschaften im ganzen Land um einen "Dialog von unten" bemühten, um die Menschen zu versöhnen. Sie versuchten, den sozialen Zusammenhalt wiederherzustellen. Guerekoyame-Gbangou sprach sich für eine Unterstützung von Übergangspräsidentin Catherine Samba-Panza aus. Sie soll die Voraussetzung für demokratische Wahlen schaffen. Guerekoyame-Gbangou betonte, die Religionsführer hielten sich aus der Parteipolitik heraus. Sie setzten ihre Hoffnung auf eine neue Klasse von Politikern, die das Gemeinwohl des gesamten Volkes im Sinn hätten. Für Stabilität und Frieden müssten die Wahlen aber sehr gut vorbereitet werden.
(KNA - oknnl-89-00074)
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