Gauck besucht Zentrum für Islamische Theologie an Uni Münster
KNA 27.11.2013
Münster (KNA) Bundespräsident Joachim Gauck besucht am Donnerstag die Universität Münster. Im Mittelpunkt seiner Visite steht das Zentrum für Islamische Theologie (ZIT), das Lehrkräfte für den bekenntnisorientierten islamischen Religionsunterricht an Schulen ausbildet. Das ZIT unter Leitung von Professor Mouhanad Khorchide ist eines der vier vom Bund geförderten Zentren für Islamische Theologie. Der Lehrbetrieb läuft seit etwa einem Jahr.
Gauck wird am Vormittag zunächst unter anderen mit Vertretern des ZIT sowie mit Uni-Rektorin Ursula Nelles über die Forschung und Lehre sowie über Berufsperspektiven der Studierenden des ZIT diskutieren. Im Anschluss daran hält das Staatsoberhaupt vor rund 400 geladenen Gästen in der Aula des Schlosses eine Ansprache. Anschließend wird Gauck eine Podiumsdiskussion verfolgen, bei der es vor allem um den interreligiösen Dialog und die Akzeptanz des Islam in Deutschland gehen wird.
Am Nachmittag besichtigt Gauck in Begleitung von Schülern die von der Bundeszentrale für politische Bildung konzipierte Ausstellung "Was glaubst Du denn?! Muslime in Deutschland" im Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasium in Münster. Anschließend empfängt Oberbürgermeister Markus Lewe (CDU) den Bundespräsidenten im Rathaus. Dort wird sich Gauck ins Goldene Buch der Stadt eintragen.
Rund um das ZIT besteht derzeit ein Konflikt zwischen dessen Leiter, dem Theologen Mouhanad Khorchide, und dem Koordinationsrat der Muslime (KRM). Die Dachorganisation von vier islamischen Verbänden wirft Khorchide vor, nicht wie ein Vertreter einer bekenntnisorientierten Religion zu argumentieren, sondern wie ein Orientalist. In Büchern wie "Scharia - der missverstandene Gott" vertritt Khorchide eine gemäßigte Form des Islam und lehnt eine buchstabengetreue Erfüllung von Gesetzen ab. Die Verbände haben ein Gutachten über den Professor angekündigt. Zudem wollen radikale Salafisten um den Prediger Pierre Vogel während Gaucks Besuch gegen Khorchide demonstrieren.
Darüber hinaus hat sich der aus acht Mitgliedern bestehende Beirat, der über die Professoren und Lehrinhalte bestimmen soll, noch nicht konstituiert. Universität und KRM müssen jeweils noch einen Vertreter benennen. Zwei nacheinander vom Koordinationsrat vorgeschlagene Kandidaten stießen wegen des Vorwurfs mangelnder Verfassungstreue auf Ablehnung. Eine neu vorgeschlagene Theologin soll dem Vernehmen nach grünes Licht von der Bundesregierung bekommen, die sich an der Finanzierung des Islam-Zentrums beteiligt.
(KNA - nllmr-89-00112)
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